Wie schon im letzten Beitrag zu Singapur erwähnt, war unsere Nacht ganz schön kurz. Wir haben es trotzdem noch rechtzeitig an den Flughafen geschafft, wollen euch aber die besten Schnappschüsse der Misere nicht vorenthalten.
Was wir euch auch gerne noch zeigen möchten, ist die tolle Buchhandlung am Flughafen von Singapur, wo die Business-Bücher direkt gegenüber von den Büchern zur Selbsthilfe stehen. Das war eine sehr spannende Mischung.
Wie ihr euch denken könnt, waren wir immer noch ganz schön neben der Spur als wir zurück in Indonesien gelandet sind. Von Singapur ging es nämlich erstmal nach Kuala Lumpur und von dort aus weiter nach Makassar, der südlichsten Stadt auf Sulawesi.
Wir waren einen vollen Tag unterwegs und sehr froh, als wir im Hotel Lopi Lopi angekommen sind. Was wir dort beim Einchecken erlebt haben, ist uns in der Form während unserer Reise noch nicht passiert. Der junge Herr, der uns an der Rezeption begrüßte, brauchte etwa eine halbe Stunde, um uns die Schlüsselkarte zu unserem Zimmer zu überreichen. Er musste den gesamten Prozess nämlich mit einer Hand bewältigen, da er die andere brauchte, um uns mit seinem Handy zu filmen (!) Es ging eine Weile, bis wir verstanden haben, dass er tatsächlich die ganze Zeit sein Handy in unser Gesicht hält, weil er uns filmt – da es für unser Verständnis so dreist war, wollten wir es nicht gleich realisieren. Müde und ungläubig ließen wir die Filmerei über uns ergehen und machten danach auch noch bereitwillig ein Selfie mit dem Herren, nach dem er zumindest gefragt hatte. Danach konnten wir uns endlich auf‘s Zimmer verziehen, wo wir uns erstmal auf's Ohr gehauen haben.
Viel spannendes zu Makassar können wir leider nicht berichten, denn wir haben das Zimmer nur verlassen, um etwas zu essen.
Wir verbrachten die meiste Zeit der 4 Tage damit, die weitere Reise zu planen. Wir wollten von Makassar auf dem Landweg in den Norden von Sulawesi fahren, unterwegs einen Stopp in Rantepao machen und uns die eigentümlichen Bestattungsrituale anschauen, um danach irgendwie weiter auf die Togian Islands zu kommen. Der Weg von Makassar nach Rantepao wäre mit einer 8 stündigen Busfahrt einfach zu machen gewesen – wie es von dort aus weitergeht, war aber leider nicht raus zu finden. So etwas wie einen lokalen Bus schien es nicht zu geben und die einzige Möglichkeit war wohl, sich ein Fahrzeug nebst Fahrer zu mieten und die über 20-stündige Fahrt durchs Gebirge und über unbefestigte Straßen irgendwie selbst zu organisieren. Leider konnten wir auch über den Rezeptionist unseres Hotels nichts in Erfahrung bringen, weil er bis auf ein paar Worte kein Englisch sprach und verstand. Wir schauten uns also die Bestattungsrituale nochmal genauer an, um abzuwägen, ob wir dieses Abenteuer und die mindestens 3 Tage Fahrzeit auf uns nehmen wollten. Die Antwort für Sabrina war ziemlich schnell ein klares NEIN. Sie hatte von den Ritualen gehört aber nachdem sie ausführlichere Berichte dazu gelesen hatte, war sie sich sicher, dass sie mit den Tieropfern nicht klar gekommen wäre. Je nachdem wie wohlhabend die Familienmitglieder des Verstorbenen sind, werden entweder Schweine oder wesentlich teurere Wasserbüffel geopfert. Das langsame Ausbluten der Tiere scheint immer ein wesentlicher und qualvoller Teil bei der Opfergabe zu sein. Den Wasserbüffeln wird dabei der Hals aufgeschlitzt und auf die Schweine wird mehrmals mit einem Dolch eingestochen – wir wissen nicht, wie es euch dabei geht, aber uns hat diese Beschreibung gereicht, anschauen wollten wir uns das sicher nicht. Man muss vollständigkeitshalber erwähnen, dass man Rantepao auch besuchen kann ohne sich ein solches Ritual anzuschauen. Der Totenkult scheint auch abseits der Opfergaben spannend zu sein, denn beim Tod verlässt laut Glauben der Toraja nur die Seele den Körper, die aber noch für eine ganze Weile in der näheren Umgebung verweilt. Der Zustand wird also nicht als "tot", sondern vielmehr als „schlafend“ bezeichnet. Die Verstorbenen bleiben noch eine ganze Weile im hinteren Teil des Hauses und werden dort aufgebahrt – und eine ganze Weile bedeutet unter Umständen mehrere Jahre. Je nachdem welches Ansehen der Verstorbene zu Lebzeiten genossen hat, ist es länger oder kürzer. Der Leichnam wird mit Formalin behandelt und dadurch mumifiziert. Für das eigentliche Beerdigungsritual wird der mumifizierte Verstorbene schick gemacht und anschließend zusammen mit oft wertvollen Gegenständen in Felsspalten "beerdigt". Da die Toraja davon ausgehen, dass man alles mit ins Jenseits mitnehmen kann, muss man Sorge tragen, dass die wertvollen Grabbeigaben nicht geplündert wurden. Daher werden für die aufwendig geschnitzten Särge extra von Hand ganze Felsengräber ausgehauen, wo eine ganze Familie beerdigt werden kann.
Neben dem Totenkult soll auch die Natur rund um Rantepao sehr sehenswert sein und wir haben uns sagen lassen, dass man dort auch mehrere Tage verbringen kann und Ausflüge mit dem Fahrrad machen. Uns wurde aber im weiteren Verlauf unserer Reise ebenfalls berichtet, dass Rantepao mittlerweile ein sehr touristischer Ort sei, der seine Rituale zu vermarkten weiß, was sich wohl auch in den Preisen für die wenigen Unterkünfte widerspiegelt. Nicht wirklich zu umgehen sei wohl auch der Markt, auf dem die Tiere geknebelt und auf engstem Raum verkauft werden. Wir waren nach den Berichterstattungen von anderen Reisenden, die wir in Sulawesi getroffen haben, auf jeden Fall nicht traurig, dass wir diesen Ort nicht besucht hatten. Wir entschieden uns also dafür, den Landweg mit einem Flug von Makassar nach Luwuk abzukürzen und von dort aus mit dem Bus für 5 Stunden nach Ampana weiter zu fahren, von wo aus es ein Speedboot auf die Togian Inseln gibt.
Eine weiteres Ziel, das geplant werden musste, war Papua Neuguinea. Wir wussten, dass wir auf den Togian Inseln keinerlei Empfang und Internetverbindung haben werden, daher mussten wir die Wochen nach den Inseln voraus planen. Besonders die Reise nach Papua Neuguinea bereitete uns ziemliches Kopfzerbrechen und wir waren kurz davor aufzugeben und dieses Reiseziel von der Liste zu streichen. Während unserer Recherche im Reiseführer und der wenigen Blogs, die wir fanden, war immer nur die Rede von Agenturen, die mehrtägige Reisen für über 3000 Euro durch das Land anboten, die Kosten für die nötigen Inlandsflüge waren dabei noch nicht enthalten. Das sprengte unser Reisebudget. Aber so schnell wollten wir nicht aufgeben, denn Papua Neuguinea war eines der ersten Länder, in dem ein Pin auf unserer Weltkarte gelandet war. Wir hatten eine faszinierende Dokumentation zu diesem Land gesehen, in dem die Zeit noch mit dem Stand der Sonne definiert wird und in dem Stämme auf ursprüngliche Weise ohne jeglichen Einfluss von westlicher Kultur leben. Irgendwie musste das doch mit weniger Budget und trotzdem auf sichere Art und Weise zu schaffen sein. Wir suchten also weiter und wurden fündig. Auf einer Plattform auf der die Mitarbeit für diverse Projekte gegen kostenlose Unterkunft und Verpflegung angeboten wurde, fanden wir einen einheimischen Bienenzüchter der Hilfe brauchen konnte. Wir krempelten die Ärmel hoch und schrieben ihm eine lange persönliche Nachricht – und bekamen keinerlei Antwort. Erneut stand Papua Neuguinea auf der Kippe und das Einzige, das wir wirklich regeln konnten, war die Ausreise aus Indonesien bevor unser Visa ablaufen sollte. Da wir keinen Flug nach Papua Neuguinea buchen konnten, wurde es völlig unerwartet erstmal ein anderes Land…. Das verraten wir aber erst im nächsten Blogartikel.
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