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AutorenbildSabrina & Tom

#53 Eine Seefahrt zu einem schlechten Tag

Um 11 Uhr morgens kam pünktlich das Speedboot aus Ampana an und sammelte uns am Pier vom Pojalisa ein. Da es nicht mehr genug Sitzplätze gab, durften ein paar Leute auf dem Dach Platz nehmen. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir in Wakai an. Den üblichen Ansturm auf das Speedboot waren wir ja schon gewohnt. Hier trifft man dann alle möglichen Leute immer wieder - so auch den Kapitän vom Boot vom Pristine Paradise auf Una Una, wo unsere Reise zu den Togian Inseln begonnen hatte.

Ein Stopp in Wakai für 6 Stunden ist jetzt nicht unbedingt ein Highlight, denn hier gibt es nicht viel, um sich die Zeit zu vertreiben und man verweilt hier nur, weil man muss. So war es zumindest die letzten Male gewesen, als wir hier waren. Dieses Mal war es aber ganz anders, denn während wir versuchten es uns etwas gemütlich zu machen kamen wir mit dem älteren Herren Abdul ins Gespräch. Er spricht fließend Englisch, wohnt in Wakai und erzählte uns, dass er für die Regierung arbeitet und bei einem Bildungsprogramm mitwirkt, bei dem es darum geht, besonders die Einheimischen auf den Togians für Umweltverschmutzung zu sensibilisieren. Wir hatten selbst miterlebt, wie Plastikverpackungen einfach achtlos aus dem Fenster des Speedboots ins Meer geworfen wurden. Der Umgang mit Müll ist hier ganz nach der Devise „aus den Augen, aus dem Sinn“. Während wir gespannt den Ausführungen von Abdul lauschten und erfuhren, dass der Müll mittlerweile gesammelt werden kann und dann nach Jakarta zum Recyceln gebracht wird, kamen noch mehr Einheimische und setzen sich mit uns in einen Kreis.

Wie man in Wakai sieht, ist Müll hier ein großes Thema

Als Abdul uns darüber berichtete, wie friedlich Christen und Muslime in Indonesien zusammenleben und die wenigen Ausnahmen, in denen es zu Ausschreitungen kam, politischer Natur waren, gesellten sich auch ein paar neugierige Jungs zu uns. Mit den 3 spielten wir auch noch, nachdem Abdul aufbrechen musste. Nach einer Weile war die Scheu der Kids verflogen und es wurden unsere Arme gestreichelt (wahrscheinlich um die weiße Haut mal anzufassen) und unsere blonden Haare genau wie unsere Armbänder genaustens inspiziert. Die Muschelketten, die wir am Handgelenk hatten, fanden die Jungs besonders schön und wir hatten eine große Freude daran, ihnen damit eine Freude zu machen und nahmen sie ab, um sie an ihre Handgelenke zu knoten. Damit der 3. im Bunde nicht leer ausgeht, gab es noch ein gelb-grünes geknüpftes Armband aus Angkor Wat dazu. Es war großartig zu sehen, wie die Augen der 3 strahlten. Im zweiten Bild ist übrigens auch Abdul im roten Pulli zu sehen.

Als wir uns auf den Weg vom Hafen für kleine Schiffe zum Hafen für große Schiffe machten, um uns Tickets für die Nachtfähre von Wakai nach Gorontalo zu kaufen, begleiteten uns die drei noch und erklärten uns auf Indonesisch wie die Früchte heißen, die am Wegesrand trockneten. So einen informativen und süßen Nachmittag wünschen wir jedem, der in Wakai seine Wartezeit rum bringen muss.

Wir waren am Hafen angekommen und kamen mit zwei Jungs aus Spanien ins Gespräch, die sich bereits eine Crew-Kabine auf der Fähre ergattert hatten und wir fragten, ob wir uns die Kabine auch zu viert teilen können. Unser ursprünglicher Plan war es ja, einfach die Nacht unter freiem Sternenhimmel an Deck zu verbringen, aber wir hatten schon öfter von Kleinkriminellen gehört, die nachts auf der Fähre rum streunern und Rucksäcke leer räumen. Das Risiko wollten wir nicht eingehen und zumindest unser Gepäck hinter verschlossenen Türen wissen. Die Jungs waren froh, dass wir die Kabine und die Kosten teilen konnten und so machten wir uns an Bord, um unser Gepäck abzuladen.

Kurz bevor das Schiff losfuhr, bekamen wir von den beiden Jungs eine Einladung doch einfach gemeinsam auf den vorderen Teil der Fähre zu sitzen, wo weniger los war und man die Aussicht genießen konnte. Die beiden waren bereits mit der Fähre von Gorontalo zu den Togians gefahren und wussten also, wie der Hase läuft. Einmal durch die Brücke durch, am Kapitän vorbei, der freundlich lächelte und schon saßen wir alleine am Bug des Schiffes, gerade rechtzeitig zum Ablegen.

Nach einer halben Stunde verabschiedeten sich die beiden Spanier und wir beide blieben noch eine ganze Weile vorne an Bord, beobachteten den Sonnenuntergang, genossen den sternenklaren Himmel und machten uns erst auf den Weg in die Kabine, als die Fähre hinter den Togian Inseln aufs offene Meer fuhr, die Wellen größer wurden und wir die Gischt abbekamen.

Die Nacht in der Crew Kabine war ganz okay. Der Wellengang hielt sich in Grenzen und das einzige, das nicht so gut funktionierte, war die allgemeine Meinung zur Klimaanlage im Raum. Auch wenn wir keine großen Freunde der Klima sind, wurde es bei 4 Leuten auf engstem Raum sehr bald unglaublich warm und vor allem stickig, weshalb wir immer wieder aufwachten und die Klimaanlage am Hauptschalter anmachen mussten, weil einer der schlafenden Jungs die Fernbedienung gebunkert hatte und es uns nicht möglich war, die Temperatur zu regulieren bzw. einfach nur die Ventilator-Funktion anzustellen. Wir hatten trotzdem ganz gut geschlafen und gingen nach dem Sonnenaufgang einigermaßen frisch von Bord, verabschiedeten uns von den Kabinennachbarn und machten uns auf den Weg ins Hotel, das wir für eine Nacht gebucht hatten.

Wir saßen guter Dinge im Taxi und waren etwas verwundert, als uns der Fahrer mehrmals fragte, ob wir sicher zu der von uns angegebenen Adresse fahren wollen. Als wir ankamen, war uns auch klar warum: es gab dort kein Hotel, sondern eine kleine schmale Straße mit Wohnhäusern, sonst nix. Die Adresse, die das Hotel angegeben hatte, war schon mal falsch. Unser Fahrer hatte wohl Mitleid mit uns und brachte uns, ohne einen weiteren Cent bzw. Rupiah dafür zu nehmen, zur richtigen Adresse. Endlich am Imperial Hotel angekommen, war man hier völlig erstaunt über unsere frühe Ankunft und hatte offensichtlich unsere Nachricht zum frühen Check-in nicht gelesen. Nach einer zusätzlichen Gebühr durften wir dann endlich aufs Zimmer, was ganz gut war, denn Sabrina spürte die ersten Anzeichen einer Erkältung. Die Nase lief, die Glieder waren schwer und wir beide waren hundemüde. Im Hotelzimmer war es nur leider genauso furchtbar heiß und stickig wie in der Crew Kabine und beim Versuch den Ventilator der Klimaanlage anzuschmeißen, ging das Gerät einfach immer wieder aus. Also wieder runter zur Rezeption und nachdem auch der Rezeptionist das Problem nicht beheben konnte, zogen wir ins nächste Zimmer um. Dort war allerdings das Klopapier alle und der Wasserkocher, mit dem wir einen Tee kochen wollten, ging auch nicht. Egal. Wir legten uns ins Bett und versuchten etwas zu schlafen, was jäh von einer Bandprobe – einer ziemlich schlechten obendrein – unterbrochen wurde, die genau über unseren Köpfen zu proben schienen. Ein Gang nach oben bestätigte die Vermutung: über uns war ein Raum, der wohl zu solchen Zwecken vermietet wurde. Nun gut, da wir schon wach waren, versuchten wir heraus zu finden, wie wir mit dem Bus von Gorontalo nach Manado kommen, wo ein paar Tage später unser Flug Richtung Australien startete. Wieder scheiterte die Kommunikation mit der Rezeption aufgrund von Sprachbarrieren. Wir nutzen extra eine Übersetzungsfunktion, um die Frage nach einem Bus ins Indonesische zu übersetzen. Die Antwort auf unsere Frage war ein einfaches „NO“. So kamen wir also nicht weiter. Da es Sabrina aber nicht gut ging und sie die Erkältung voll erwischt hatte, beschlossen wir einfach eine Nacht zu verlängern und uns mehr Zeit für die Planung zu nehmen. Aber es gab nichts zu planen, denn es war unmöglich herauszufinden wie das Busunternehmen hieß, geschweige denn wo es abfahren könnte. Normalerweise gibt es in den Städten einen Busbahnhof wo man hingeht und mit etwas Durchfragen den richtigen Ticketschalter findet. In Gorontalo war aber noch nicht mal der Busbahnhof ausfindig zu machen. Frustriert, müde und krank beschlossen wir aufzugeben und einen Flug zu buchen. Verglichen mit der Alternative, sich ein Auto und Fahrer zu mieten, kamen wir preislich auf dasselbe raus und mussten keine 12 Stunden im Auto verbringen, was den Umständen entsprechend richtig anstrengend geworden wäre. Nachdem wir unseren Flug gebucht und etwas gegessen hatten, verzogen wir uns wieder ins Bett. Morgens um halb 7 war der Schlaf aber auch schon wieder vorbei denn aus den Lautsprechern im Flur weckte uns in voller Lautstärke Celine Dion mit „My heart will go on“, was weder unserem musikalischen Geschmack noch unserer Uhrzeit entspricht. Dieses Hotel zählte definitiv nicht zu unseren neuen Lieblingen und sank noch etwas mehr in der Bewertung als Sabrina nach dem ersten Bissen ein langes schwarzes Haar aus ihrem Reis zog. Und ja, in Asien gibt es Reis oder Suppe oder beides zum Frühstück.

Wir machten einfach das Beste daraus und es gab schließlich auch erfreuliche Nachrichten, denn wir hatten vom Bienenzüchter aus Papua Neuguinea endlich ein „Ja“ bekommen und konnten uns um die weitere Reiseplanung kümmern. Sabrina war bereits ordentlich erkältet und bei Tom fingen die ersten Symptome an… wir wollen es mal darauf schieben, dass wir völlig erschrocken auf der Bestätigung unserer Flugbuchung nach Papua Neuguinea (PNG) feststellten, dass ein falsches Datum für den Rückflug angegeben war, was aus den 3 Wochen, die wir eigentlich bleiben wollten, 1,5 Monate machte. Dabei hatten wir es uns beide noch zwei Mal durchgelesen, bevor wir gebucht hatten. Nun gut, wir haben zumindest schnell reagiert, die Hotline angerufen und konnten den Flug mit voller Rückerstattung stornieren, weil noch keine Tickets ausgestellt waren. Glück gehabt und das Ganze noch mal von vorne. Nachdem wir es beim zweiten Anlauf richtig gemacht haben, stiefelten wir los und fanden nicht weit vom Hotel entfernt ein sehr einladendes Restaurant mit Pizza auf der Karte. Oh ja, dachten wir, endlich mal wieder ne Pizza. Wir bestellten und bekamen eine recht beschauliche Portion an hauchdünnem Pizzaboden mit Ketchup und Käse, der zumindest ein bisschen nach Käse schmeckte. Aber auch das war egal, es war schließlich kein Reis. Leider machte es aber auch nicht satt, weshalb wir nochmal traditionelle Gerichte nachbestellten, die sehr lecker waren.

Zurück im Hotel fragten wir an der Rezeption mithilfe unserer Übersetzungs-App, wann wir am kommenden Tag auschecken müssen. Unser Flug ging erst abends und da wir mittlerweile beide krank waren, wollten wir natürlich so lange wie möglich im Bett bleiben können. Uns wurde gesagt, dass wir auschecken können „whenever you like“, also wann immer wir wollen. Wunderbar.


Ihr ahnt es wahrscheinlich schon. So wunderbar war das nämlich gar nicht. Am kommenden Tag klingelte das Telefon wo uns die Kollegin der Dame vom Vortag mitteilte, dass wir auschecken müssen. Jegliche Unterhaltung war völlig sinnlos und die Verlängerung des Zimmers um weitere 4 Stunden hätte uns nochmal den gesamten Tagesbetrag für das Zimmer gekostet. Wir packten also in Windeseile zusammen und waren echt froh, als hinter uns die Tür zufiel. Dieser Aufenthalt war wirklich von der ersten bis zur letzten Minute ein Desaster. Wir fuhren also viel zu früh an den Flughafen, wo am Ende des Tages eine tolle Überraschung auf uns wartete. Davon aber im nächsten Artikel.

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