Das mit dem Auto mieten ging ganz schön schnell. Dass man eigentlich einen temporären Führerschein in Samoa beantragen muss, war scheinbar genauso wenig von Interesse wie die Tatsache, ob man überhaupt einen besitzt – denn danach wurden wir überhaupt nicht gefragt. Wir liefen einmal gemeinsam ums Auto und schauten uns Kratzer im Lack an, und dann wurde uns der Schlüssel überreicht und es konnte losgehen. Unsere Unterkunft war an der Ostküste und wir wollten in den Norden und dann weiter in den Westen fahren und einfach schauen weit wir eben kommen.
Nach nicht ganz einer Stunde Fahrt, erwartete uns bereits das erste Highlight auf Savaii: ein Lavafeld. Sowas hatten wir beide noch nie gesehen und waren völlig fasziniert davon, wie sich eine dicke schwarze Kruste, die stellenweise aussah wie ausgelaufener Kuchenteig, über die Landschaft erstreckte. Zwischendrin ragten zarte grüne Pflänzchen und orangene Flechten aus dem tiefschwarzen Teppich.
Noch bizarrer wurde es ein paar Kilometer weiter, als wir im Hof einer Familie anhielten, die mit ihrem Grundstück besonders viel Glück gehabt hatten. Wahrscheinlich besucht jeder Tourist und Reisende auf Samoa den Garten dieser Familie, um sich die Kirche anzuschauen, in die Lava gelaufen war. Die Ruine ist aber auch ein sehr beeindruckender Ort, die Mauern werden langsam von Pflanzen gesprengt, es wächst ein großer Baum innerhalb der Mauern scheinbar endlos nach oben und die Lava hat ihre eindeutigen Spuren hinterlassen.
Kann man sich vom Anblick der Kirche trennen und läuft noch ein paar Meter weiter, gibt es auf dem Grundstück auch noch einen Steg mit einem schönen Ausblick in eine kleine Bucht und Sitzgelegenheiten, um sich im Schatten etwas auszuruhen. Das war nötig, denn die Sonne gab alles um uns vergessen zu lassen, dass es Dezember war.
Weiter ging es zu einem Programmpunkt, den sich Tom ausgesucht hatte. Dass es sich bei einem „Canopy Walk“ oder auch „Baumwipfelpfad“ nicht um einen Strandspaziergang handelt, war Sabrina schon klar gewesen, als sie aber mitten im Wald vor der Wendeltreppe ankam, die sich in schwindelerregende Höhen schlängelte, waren sie und ihre Höhenangst irgendwie nicht mehr so angetan von der Idee. Der Eintritt war aber schon bezahlt und wahrscheinlich kam einfach der Schwabe in ihr durch, der das Geld nicht einfach verschwenden wollte und gegen die Höhenangst siegte. Sie erklomm also tapfer eine Stufe nach der anderen, während Tom in aller Geduld hinterher schneckte. Endlich oben angekommen, wartete schon die nächste Überraschung: eine schmale und recht wackelig ausschauende Hängebrücke. Uff.
Aber auch diese Hürde wurde gemeistert, genauso wie die schmalen Treppen, die sich um einen riesigen Baum immer weiter hinauf zogen. Mit weichen Knien aber sehr stolz, sind wir dann auch oben angekommen. Wie weit oben wir tatsächlich waren, können wir euch leider nicht sagen, denn das scheint nicht so wichtig zu sein. Als wir den Herrn am Eingang danach fragten, wurde uns diese Frage nur mit einem Achselzucken beantwortet. In dieser Kultur scheint das „schneller, höher, weiter“ irgendwie nicht wichtig zu sein. Wahrscheinlich sind die Samoaner deshalb so zufrieden und entspannt. Da wir keine Samoaner sind und das recht abenteuerlich war, schätzen wir die Höhe auf 30 Meter oder sogar mehr ;)
Die Höhenluft hatte uns hungrig gemacht und so machten wir uns auf die Suche nach einem kleinen Laden oder Restaurant, wo wir was zu Essen bekommen. Wir fanden unterwegs zwar unheimlich schöne Strände und tolle Natur, aber das mit dem Essen war schwierig, denn die Läden waren alle geschlossen. Mittagspause eben. Wir versuchten unser Glück in einer Unterkunft am Strand, wo wir ein Restaurant sahen. Doch die hatten nur für ihre Gäste kalkuliert und nichts mehr für uns übrig, dafür aber den Tipp, dass wenn wir noch kurz warten, der kleine Laden um die Ecke wieder aufmachen würde und es dort sehr leckere Ananas gibt, die auch für uns aufgeschnitten wird, wenn wir fragen. Gesagt getan, wenig später saßen wir auf der Bank vor dem kleinen Geschäft und müssen zugeben, dass das mit Sicherheit die leckerste Ananas war, die wir je gegessen hatten.
Nach der Stärkung ging es auf einem schmalen Schotterweg zum westlichsten Teil der Insel, wo wir überlegt hatten, den Sonnenuntergang anzuschauen. Die Straße war auf beiden Seiten gesäumt mit Palmen und außer uns schien hier kein Mensch zu sein, bis wir mitten im nirgendwo einen Herrn weckten, der allein in seiner Fale am Wasser döste. Als er das Motorengeräusch hörte, wurde er putzmunter und kam schon auf uns zuglaufen, als wir das Auto parkten. Er hätte den schönsten Platz zum Sonnenuntergang schauen, meinte er und dass man auch einen kleinen Wanderweg auf seinem Grundstück zu einer Grotte laufen könne, die sehr schön sei. Das alles gäbe es für nur 20 Tala pro Person (umgerechnet ca. 7 Euro), was ganz schön ordentlich für Samoanische Eintrittsgelder war. Ein Blick in Richtung Sonne, die auf jeden Fall in der nächsten Stunde noch nicht vor hatte unterzugehen, ein weiterer Blick auf die Uhr und den langen Heimweg, den wir noch vor uns hatten und nicht zuletzt der unverschämte Preis, änderten unsere Meinung und wir beschlossen nicht zu warten und langsam Richtung Unterkunft aufzubrechen. Das war dem Herren aber gar nicht recht und auf einmal konnte er sich mit dem Preis gar nicht mehr selbst unterbieten. Auch wenn wir am Ende bei 10 Tala für uns beide angekommen waren, beschlossen wir dennoch loszufahren. Wir hatten auf jeden Fall noch eine weitere Facette von Samoa kennen gelernt: man kann hier durchaus handeln und muss nicht den ersten Preis akzeptieren. Unverschämt sollte man dabei aber natürlich nicht werden. Auf dem Heimweg von guten 2 Stunden machten wir mehrere Stopps, weil es einfach so viel Schönes zu entdecken und genießen gab, wie ihr in der Slideshow sehen könnt:
Dann kamen wir auch wieder in unserem Standhäuschen an, wo unsere großartigen Gastgeber mit dem Abendessen auf uns gewartet hatten, das wie immer hervorragend war.
Am kommenden Morgen ging es direkt nach dem Frühstück erneut los. Dieses Mal in den südlichen Teil der Insel. Wir hatten von Richard den Tipp bekommen, wie wir unsere Stopps am besten planen. Der Wasserfall macht mehr Spaß wenn die Sonne rein scheint gegen Mittags und bei den „Blowholes“ (Löcher aus denen Wasser schießt) ist morgens weniger los. Er sollte recht behalten, denn als wir an den „Blowholes“ ankamen, war lediglich ein anderes Pärchen da, das sich aber bald auf den Weg machte. So hatten wir das wirklich beeindruckende Naturspektakel ganz für uns alleine und beobachteten wie die großen Wellen auf die Felsen zu schwabten und freuten uns wie kleine Kinder, wenn das Wasser wenig später mit voller Wucht als Fontäne auf den Löchern in den Felsen geschossen kam.
Wir wagten uns immer näher ran und waren nicht nur glücklich, sondern auch klatschnass, als wir wieder ins Auto stiegen. So machten wir uns auf den Weg zum Wasserfall, denn ein weiterer Tipp von Richard war: nach den Blowholes könnt ihr euch das Salz im Wasserfall abwaschen. Toll, diese Tipps von Richard!
Am Afu A’au Wasserfall angekommen, trafen wir auf eine lustige Reistruppe mit 3 älteren Damen, die mit ihren beiden Tourguides gerade einen riesen Spaß beim Plantschen und Fotos machen hatten. Sie mussten aber bald weiter, damit sie ihre Fähre nach Upolu noch bekommen. Und schon wieder hatten wir diesen paradiesischen Ort eine ganze Weile für uns alleine. Mit einem Sprung vom Felsen, tauchte Sabrina ins kühle Nass ein, während Tom sich erstmal vom Ufer aus rein wagte. Es war ein absolut herrlicher Ort, umgeben von üppigem Grün und Vogelgezwitscher. Hier ließ es sich eine ganze Weile aushalten und erst als es uns langsam kalt wurde, stiegen wir wieder aus dem glasklaren Wasser.
Unser letzter Stopp für den Tag war der Aganoa Beach. Das ist einer der bekannten Surfspots auf Samoa, wo auch die Meisterschaft der South Pacific Games stattgefunden hatten. Zum Strand gehört das süße Dörfchen „Aganoa“, das abgelegen in einer wunderschönen Bucht mit weißem Sandstrand liegt und das angenehme Sufer-Flair war ebenfalls zu spüren. Definitiv auch ein Ort, an dem man auch länger verweilen kann. Wir machten es uns mit einem Kaffee auf der Terrasse eines Resorts gemütlich und beobachteten einen einzelnen Surfer, der weit draußen auf die perfekte Welle wartete.
Nach einem kurzen Heimweg, war unsere letzte Entdeckungstour auf Savaii zu Ende.
Am kommenden Tag sollten wir das Auto zur Fähre fahren und nach Upolo zurück kehren, wo wir nach viel Natur und Abenteuer bereit für 3 Tage Apia, die Hauptstadt waren. Im nächsten Blogartikel zeigen wir euch kleine Oasen in der Stadtwüste, probieren zum ersten Mal gegrillte Brotfrucht und gönnen uns einen traditionellen samoanischen Tanz inklusive sehr leckerem Buffet in einem Resort. Hier geht’s weiter, wenn ihr es nicht verpassen wollt.
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