Wir nahmen die Fähre und den Bus wieder zurück und kamen gegen Nachmittag in unserer Unterkunft in Apia an. Wir merkten sofort den Unterschied: es war brütend heiß, kein Lüftchen war zu spüren und wir sehnten uns nach der kühlen Bergregion, in der wir die erste Woche auf Upolu verbracht hatten. Völlig platt von der Hitze machten wir nicht mehr viel, außer uns mit unserem Lieblingsthema auseinander zu setzen: Hunger.
Wir hatten uns nun 2 Wochen durch die samoanische Küche geschlemmt aber nun war uns einfach mal wieder nach Pizza bzw. Pasta. Da das während unserer Reise ja auch schon mehrmals ziemlich daneben ging, recherchierten wir ein Weilchen und wurden fündig: „Giordano“ hatte super Bewertungen und klang vielversprechend.
Als wir wenig später die Tür zum Restaurant öffneten, landeten wir völlig unverhofft in einem sehr italienischen Ambiente, das gekonnt mit samoanischen Details kombiniert war.
Es duftete bereits unglaublich lecker und als wir unsere Pizza und Pasta bekamen, trauten wir unserem Gaumen kaum: das Essen war sogar besser, als unser Lieblingsitaliener in Berlin. Man waren wir glücklich.
Am kommenden Tag hatten wir uns den Markt in Apia ausgesucht. Märkte sind für uns immer eine tolle Möglichkeit noch tiefer in eine Kultur einzutauchen. Wir können neues Essen probieren, man findet oft schönes Kunsthandwerk und die Atmosphäre spiegelt das tägliche Leben wieder, wie ihr in der Slideshow sehen könnt:
So war es auch hier: die Stände hingen voller „Lava-Lava“ den typischen Röcken der Polynesier. Diese sind mit dem „Sarong“ der uns in Thailand und Laos begegnet ist und dem „Longyi“ aus Myanmar zu vergleichen. Genauso wie in Myanmar, tragen auch Männer hier die Tücher um die Hüfte und wir haben die Theorie entwickelt, dass Kulturen, in denen Männer und Frauen Röcke tragen, besonders warmherzig und gastfreundlich sind. Zumindest haben das Myanmar und Samoa eindeutig gemeinsam.
Die Tücher hier in Samoa sind handgemacht und entweder für die Frauen mit Blumenmustern veredelt oder für die Männer mit der für Samoa typischen Symbolik verziert, die man auch bei den traditionellen Tattoos findet. Tätowiert zu sein, ist in Samoa übrigens ganz normal. Viele Männer und Frauen tragen die traditionellen Tattoos, die denen der neuseeländischen Maoris ähnelt und deren Symbolik meist Bezug zur Natur herstellt. Da wären zum Beispiel die „Wellen“, die an das Meer, das zweite zuhause der Polynesier erinnern. Das Meer schenkt Nahrung und ist gleichzeitig die letzte Ruhestätte der Verstorbenen und gleicht dem Paradies. Auch Totems wie die Schildkröte, finden sich oft.
Von besonderer Bedeutung ist auch die Körperstelle, an der die Tattoos gestochen werden.
Aber zurück zum Markt, denn hier erwartete uns ein neues kulinarisches Erlebnis. Wir hatten schon viel von der Brotfrucht gehört und der Brotfruchtbaum war überall zu finden. Nun wollten wir das Mal probieren und ließen es uns zusammen mit Palusami (in Kokosnusscreme gekochte Taro Blätter) einpacken. Wir schlenderten noch etwas über den Markt und machten uns anschließend auf den Weg in unsere Unterkunft, wo wir aus der Gemeinschaftsküche Teller und Besteck holten und uns von der Hostel-Chefin erklären ließen, dass die Samoaner die Gerichte gerne kalt essen und nicht extra aufwärmen. Es sei schließlich schon warm genug – und damit hatte sie wirklich recht. Wir ließen es uns also schmecken und fanden, dass die Brotfrucht keinen starken eigenen Geschmack hatte. Ähnlich wie die Tarowurzel, erinnerte die Konsistenz an Brot und es verwunderte uns auch nicht, als wir später lasen, dass aus der Brotfrucht auch Mehl hergestellt wird.
Nachdem wir satt waren, machten wir uns erneut auf in die Stadt und wollten uns dem Kulturzentrum einen Besuch abstatten, wo es öfter ein kostenloses Programm oder Workshops gab, die einem viele Informationen zur samoanischen Kultur liefern. Leider hatten wir aber Pech, denn das Kulturzentrum war wie so viele andere öffentliche Orte zu einem provisorischen Impfzentrum umfunktioniert worden, und das Programm damit gestrichen. Wir schauten uns dafür die Kirche an, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag und tranken anschließend im Café, das dazugehörte einen leckeren Kaffee und lauschten Weihnachtsliedern, die ganz dezent und traditionell von einem Chor gesungen durch die Lautsprecher drangen. Aber Weihnachtsstimmung wollte sich trotzdem immer noch keine einstellen, es war einfach viel zu warm.
Für den Abend hatten wir uns was Besonderes vorgenommen: eine Fia Fia. Übersetzt bedeutet es „Feier“, „Zusammenkommen“ oder auch einfach „glücklich“. Es werden traditionelle Tänze aufgeführt und oft gehört eine Feuershow dazu. Da wir die Fia Fia nicht im Kulturzentrum anschauen konnten, buchten wir uns zwei Plätze im Tanoa Tusitala Hotel und freuten uns riesig, als die Show nach einem leckeren Buffet losging.
Die Tänzer*innen sind Hotelangestellte, die einmal die Woche abends ihre Traditionen mit den Hotelgästen und Besuchern von außerhalb teilen. Während die Jungs mit akrobatischen Einlagen und Trommeln richtig Stimmung machten, zeigten die Damen voller Eleganz ihre ausdrucksvollen Tänze, die sehr an Zeichensprache erinnerten. Gegen Ende der Show, wurden alle zum auf die Bühne kommen und Mitmachen aufgefordert. Während einige Einheimische Damen aus dem Publikum der Aufforderung gerne nachkamen, gab es auch einen Unglücklichen, der mehr oder weniger auf die Bühne gezwungen wurde: Tom. Nicht nur Sabrina hatte ihre absolute Freude daran, dass Tom sich das T-Shirt ausziehen musste und mit auf die Bühne kommen. Mit freiem Oberkörper und einer Palmblattkette behangen, wurde ihm von einem der anderen Jungs Tanzschritte beigebracht und er stellte sich wirklich gut an, auch wenn es ihm sichtlich peinlich war. Und auch wenn Tom das immer noch glaubt, Sabrina hatte damit absolut nichts zu tun und es gab keine geheimen Absprachen.
Wir hatten einen herrlichen Abend, der mit einer spektakulären Feuershow endete. Danach kamen wir noch kurz mit den 3 Damen ins Gespräch, die wir einige Tage zuvor schon am Wasserfall gesehen hatten und die sich sicher waren, dass wir sie verfolgen würden. Eine tolle Truppe an Freundinnen aus Australien, die sich schon ihr ganzes Leben kennen und einmal im Jahr einen solchen gemeinsamen Urlaub machen. Das ließ uns unsere Freunde noch mehr vermissen, war aber auch ein schönes Beispiel dafür, dass Freundschaften ein Leben lang halten können, auch wenn man weit auseinander wohnt und sich nicht täglich sieht. Wir kehrten in unsere Unterkunft zurück und schliefen schnell ein, denn für den letzten Tag hatten wir nochmal ein bisschen Programm geplant.
Am kommenden Tag wollten wir ins „Palolo Deep“ abtauchen. Ungefähr 500 Meter von der Küste entfernt, fällt der Meeresboden fast kreisrund tief ab und wenn man hier schnorchelt kann man allerhand Tiere sehen, angefangen von Schildkröten, bis hin zu Haien. Wir standen also recht früh auf und machten uns auf den Weg. Der Zugang befindet sich in Privatbesitz, weshalb man Eintritt bezahlt. Schon auf dem Weg zogen dicke Gewitterwolken am Himmel auf und wir waren uns nicht so sicher, ob es eine gute Idee war, jetzt raus zu schnorcheln. Als wir ankamen und die Besitzerin uns mitteilte, dass gerade Ebbe wäre und wir uns Schuhe ausleihen müssten, um über das Riff zu laufen, war sofort klar, dass wir kehrt machen. Mit den Füßen auf sensiblen Korallen rum trampeln kam mal gar nicht in die Tüte. Statt dessen machten wir uns auf den Weg in eine kleine Oase, die direkt um die Ecke unserer Unterkunft war: das Pacific Jewell Garden Café. In einem großen grünen Garten schlürften wir unsere Tasse Kaffee, Tom genoss es mal wieder Zeitung zu lesen (die samoanische Zeitung ist auf Englisch) und Sabrina dokumentierte alles fleißig.
Anschließend schlenderten wir noch durch den Laden, der zum Café gehört, wo es allerhand schöne Dinge gab und Sabrina sich ein Lava-Lava Tuch mitnahm, denn ihr Strandtuch war vor Monaten in Bali nicht von der Wäsche zurück gekommen und nun hatte sie eins, dass sich auch noch herrlich als Rock tragen ließ.
Am späten Nachmittag hatten sich die Wolken verzogen, wir checkten erneut den Wasserstand und machten uns nochmal auf zum „Paolo Deep“. Wir kamen zum richtigen Zeitpunkt an und konnten vom Ufer aus rausschwimmen. Auf den letzten Metern mussten wir aber beinahe aufgeben, denn die Strömung war so stark, dass wir uns kaum vom Fleck bewegten. Mit aller Kraft schafften wir es dann doch, blieben aber nicht lange, denn das Wasser war trüb und die Sicht nicht wirklich gut. Wir waren ohne Flossen unterwegs und würden jedem raten welche mitzubringen. Wir haben nach etwa 10 Minuten wieder kehrt gemacht und uns von der Strömung wieder an Land spülen lassen. Für uns hatte sich der Ausflug auf jeden Fall nicht wirklich gelohnt aber ein bisschen Sport hatte gut getan.
Am kommenden Tag war es dann soweit, für uns sollte es abends weiter nach Hawaii gehen. Die letzten Stunden verbrachten wir erneut in unserem Lieblingscafé im Tiapata Art Center, das wir in unserer ersten Woche auf Samoa entdeckt hatten. Wir hatten Glück und konnten uns ein bisschen mit der Besitzerin und Künstlerin Wendy über das Leben auf Samoa unterhalten. Sie stammt ursprünglich aus den USA und hatte sich in jungen Jahren bei einer Weltreise nicht nur in Samoa, sondern auch einen Samoaner verliebt und beschlossen zu bleiben. Sie lebt schon seit vielen Jahren auf der Insel und berichtete von den alltäglichen Schwierigkeiten und der wundervollen Natur, die sie auch heute noch gerne entdeckt. Da sie sowieso in die Stadt musste, nahm sie uns kurzerhand mit und wir konnten uns von dort aus ein letztes Mal mit einem der süßen bunten Busse auf den Weg machen.
Auch wenn Hawaii ein tolles neues Ziel war, waren wir unheimlich traurig dieses tolle Land zu verlassen. Wir haben es sehr ins Herz geschlossen und es wird mit Sicherheit ein Ort sein, an den wir zurück kehren werden. Ob Hawaii mit Samoa mithalten kann, erzählen wir euch natürlich im kommenden Artikel.
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