Wir sind recht früh morgens weiter nach Kauai geflogen, übrigens die älteste aller hawaiianischen Inseln. Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, weil es so viele tolle Inseln auf Hawaii gibt und uns auch Big Island sehr fasziniert hätte. Allerdings ist Big Island, wie der Name schon sagt, ziemlich groß, und hätten in 4 Tagen nur einen Bruchteil dessen gesehen, was uns interessiert hätte. Die Wahl fiel daher auf die viel kleinere Insel Kauai.
Der Flug von gerade mal 35 Minuten war völlig unnötig und wir hätten auch das Schiff nehmen können, wir müssen aber zugeben, dass wir zum einen Zeit sparen wollten und zum anderen Toms Seekrankheit umgehen. Er hatte vor ein paar Jahren eine ziemlich üble Überfahrt von Hawaii nach Maui mit ordentlich Seegang erlebt und hatte keine Lust auf noch so ein Erlebnis.
Wir kamen gegen 11 Uhr auf Kauai an, holten unser Mietauto ab und wunderten uns, warum alle anderen mit einem Jeep vom Hof fuhren. Als wir eine Weile rumgefahren sind, wurde uns klar, dass das mit den Jeeps eher so ein schicker Trend war, denn die Straßen waren einwandfrei. Wir hatten ein bisschen Zeit, denn die beiden Jungs Roy und Adam, bei denen wir über Couchsurfing unterkommen durften, waren arbeiten und wir sollten sie nach Feierabend treffen. Für uns ging‘s also erstmal ein paar Kilometer an der Küste entlang zum Poipu Beach. Aber nicht, weil wir unbedingt sofort ins Wasser springen wollten, sondern weil hier nicht nur jede Menge Menschen, sondern auch Meeresbewohner die Sonne genießen.
Sorgfältig mit Absperrungen abgeschottet, lagen Mönchsroben am Strand und streckten ihre Bäuche in die Sonne. Nicht weit davon entfernt auch eine riesige Schildkröte, die mit Sicherheit schon einige Jahre auf dem Panzer hatte.
Anschließend ging es zurück in Richtung Kapa’a, wo die beiden Jungs wohnen. Auf dem Weg machten wir einen kurzen Stopp am Wailua Wasserfall.
Dann ging es ins nächste Tal, wo wir einfach so gefahren, bis die Straße irgendwann aufhörte. Und dort, wo sie aufhörte, fanden wir einen wundervollen versteckten Ort mitten im Lihue-Koloa Forest Reserve. Es hatte die Tage zuvor wohl ordentlich geregnet und der Himmel war auch heute grau, aber wir wollten trotzdem einen kleinen Spaziergang am Flussufer entlang machen und rausfinden, wo wir ankommen. Der Weg war sehr matschig und unsere Schuhe sahen ganz schön wild aus, aber wir finden, dass es sich trotzdem gelohnt hat. Bei Sonnenschein ist das sicherlich auch wundervoll, um schwimmen zu gehen und sich abzukühlen.
Nach diesem Ausflug wollten wir uns die Hawaiianische Kultur etwas näher anschauen und haben uns für einen Abstecher ins Kamokila Hawaiian Village entschieden. Da irgendwie alles, was wir auf Honolulu so gesehen und erlebt haben, sehr amerikanisch war, wollten wir schauen, ob wir hier mehr über die Hawaiianer erfahren können. Wir müssen zugeben, dass wir ein bisschen was anderes erwartet hatten, wahrscheinlich einen lebendigeren Ort. Hier fanden wir nur ein kleines Häuschen vor, an dem wir den Eintritt bezahlt haben, uns Info-Material nehmen konnten und dann ging es auf einem angelegten Weg zu den traditionellen Hütten, in denen mit Sicherheit seit langer Zeit keiner mehr wohnt. Das Areal, auf dem die Hüttchen zu finden waren, war wunderschön, direkt neben einem Fluss gelegen und wir hatten viel Spaß damit, die einzelnen Hütten zu betreten und über ihre Bedeutung nachzulesen und in die frühere Lebensweise einzutauchen.
Wir erfuhren auch, was die Hawaiianer angebaut und wovon sie gelebt haben. Wie auf Samoa auch, gehört die Taro zum Hauptnahrungsmittel. Aus den Blättern der Pandanus, auch Schraubenbaum genannt, wurden Körbe geflochten und Segel für Kanus hergestellt, während Teile der weiblichen Frucht, die ein bisschen aussieht wie eine Ananas, gegessen wurden. Getrocknete Teile der Frucht wurden wiederum als Pinsel eingesetzt. Eine ziemlich spannende Pflanze, wie wir finden. So schlenderten wir durch das Areal, waren die einzigen dort und hatten eine schöne Zeit zwischen all den Hüttchen und Pflanzen.
Im Anschluss schauten wir uns noch den Opaeka’s Wasserfall an, der auf dem Rückweg nach Kapa’a lag, wo unsere Gastgeber bald Feierabend haben sollten.
Wir parkten also das Auto auf dem Hof, klopften und wurden herzlich von Via begrüßt, einer weiteren Couchsurferin. Sie zeigte uns unser Zimmer und als wir unsere Sachen abgeladen hatten, kamen auch Adam und Roy nach Hause.
Wir saßen alle draußen am Tisch und unterhielten uns so lange, bis die Mägen knurrten. Wir hatten den beiden geschrieben, dass wir im Gegenzug für die Gastfreundschaft was Deutsches kochen werden und waren daher ausgestattet mit allen Zutaten, die es für Semmelknödel benötigt. Und das kochten wir dann auch für die Runde. Was zuerst etwas skeptisch inspiziert wurde, schmeckte nach dem ersten Bissen und die Teller waren schnell leer. Währenddessen versuchten die beiden sich den Namen „Knödel“ einzuprägen, was sehr lustig anzuhören war und der Abend klang mit viel Lachen, guter Musik und dem ein oder anderen Cocktail aus. Wir fühlten uns auf Anhieb sehr wohl bei den beiden und fielen mit dem Rauschen der Wellen, die nicht weit weg waren, sofort in den Schlaf.
Am nächsten Morgen mussten wir früh raus, denn wir hatten uns einen Platz für’s Wandern reserviert. Dazu fuhren wir an der Ostküste entlang und machten noch ein paar Stopps an wunderschönen Stränden und Aussichten.
Wir fuhren noch ein Stück weiter in den Norden, wo es erstmal noch ein leckeres Frühstück und einen Kaffee gab, bevor wir das Auto parkten, um mit dem Shuttlebus weiter zum Start des Wanderwegs zu fahren. Es gibt einen weiteren Parkplatz direkt am Start des Wanderwegs, aber dort gibt es nur 100 Plätze, die schon Tage vorher weg sind. Wir genossen einfach die lustige Busfahrt mit einem älteren Fahrer mit tollem Musikgeschmack und freuten uns, als wir am Ke’e Beach ankamen, von wo aus der Kalalau Wanderweg startete. Es war ordentlich matschig vom Regen und ging erstmal ganz schön steil nach oben aber bereits nach den ersten Metern, wurden wir mit einer tollen Aussicht auf den Ke’e Beach belohnt.
Über Stock und Stein und viel Matsch schlängelte sich der Weg am Berg entlang und wir hatten absolutes Glück mit dem Wetter, denn die Sonne strahlte für uns und brachte uns aber auch ganz schön ins Schwitzen. Da waren die kleinen Wasserfälle, die wir überquerten, eine herrliche Erfrischung und die Aussichten einfach atemberaubend.
Nach guten 2 Stunden kamen wir am Hanakāpī’Ai Strand an, unserem Ziel. Der Weg würde noch mehrere Kilometer weiter führen und wird noch ein bisschen abenteuerlicher, dafür hätten wir uns aber früher anmelden müssen, um noch einen der heißbegehrten Plätze zu ergattern – und wir hätten Wanderschuhe und ein bisschen mehr Ausrüstung gebraucht, wofür wir einfach nicht ausgestattet sind.
Wir konnten den Strand nicht allzu lange genießen und uns ausruhen, denn der letzte Bus fuhr um 16.30 Uhr und den mussten wir erwischen. Nach ein paar Minuten Verschnaufpause und Füße kurz ins Wasser strecken, ging es dann auch schon wieder auf den Rückweg.
Es war ein absolut perfekter Tag und wir können jedem diesen Wanderweg ans Herz legen, der eine Reise nach Kauai plant. Am besten aber etwas früher als wir buchen und mit festem Schuhwerk anreisen, dann kann man noch weiter wandern und noch mehr entdecken. Es lohnt sich sicherlich.
Wir sind gemütlich wieder zurück gefahren und haben den Abend mit den beiden Jungs ausklingen lassen. Sie zeigten uns, wie man „Cribbage“ spielt, ein Spiel mit Karten und Brett, das von ihrem Freund Mike handgefertigt wurde. Es wurde immer später und später, weil es einfach so viel Spaß gemacht hat!
Dementsprechend wurde es am kommenden Morgen auch etwas später, bis wir aus dem Bett kamen. Nach einem Müsli, dem typischen deutschen Frühstück, wie die zwei Jungs grinsend meinten, machten wir uns startklar. Via kam heute mit und wir wollten noch mal mehr in den Nordwesten der Insel fahren und ein, zwei Aussichtspunkte anschauen. Davor wollten wir Stopp machen im National Tropical Botanical Garden, um uns den typischen Hawaiianischen Tanz anzuschauen, der hier einmal die Woche aufgeführt wird.
Als wir auf die Hauptstraße abbogen, standen wir aber bereits im Stau. Es ging auf Weihnachten zu und Via berichtete auch, dass es in den vergangenen Tagen ganz schon voll geworden sei. Statt der ursprünglich geplanten 20 Minuten Fahrzeit dauerte es mehr als doppelt so lange und wir kamen genau pünktlich, um uns die letzten beiden Lieder anzuhören und die Ladies noch zwei Mal tanzen zu sehen. Immerhin noch Glück gehabt.
Nach der Show ging es hoch hinaus, denn unser Ziel war der Kalalau Aussichtspunkt. Aber schon auf dem Weg dorthin mussten wir immer wieder anhalten, um die tolle Aussicht zu genießen.
Als wir dann endlich oben ankamen und um die letzte Kurve bogen, standen wir auf einmal mitten in dicken Wolken. Es nieselte, war furchtbar kalt und auf der Aussichtsplattform hatten wir Schwierigkeiten die eigene Hand vor Augen zu sehen. Frustriert ging es wieder zurück ins warme Auto, aber irgendwie wollten wir noch nicht aufgeben. Wir plauderten daher einfach ein bisschen und warteten, dass sich das schlechte Wetter etwas verzog, denn hier kann von einer auf die andere Minute, die Sonne auf einmal wieder scheinen. Wir hatten Glück, denn ca. 15 Minuten später, klarte der Himmel etwas auf und wir konnten runter auf die Küste sehen. Wenn auch immer noch diesig, dafür aber mit Regenbogen.
Auf dem Rückweg mussten wir erneut immer wieder anhalten, um die Aussicht auf den spektakulären Sonnenuntergang fest zu halten.
Damit ist der Teil von Kauai, von dem wir euch mit Bildern berichten können, vorbei. Den letzten Tag hat es uns nämlich so verregnet und verstürmt, dass wir ihn mit Via und den Jungs auf der geschützten Veranda verbracht haben. Bis zum letzten Tag hatten wir noch gehofft, euch an dieser Stelle atemberaubende Bilder aus dem Helikopter zu präsentieren, aber das hat leider nicht hingehauen. Roy arbeitet bei einem Anbieter für Helikopterflüge und als er uns die spektakuläre Aussicht aus einem der offenen Helis gezeigt hat, waren wir natürlich sofort Feuer und Flamme. Doch das Wetter wollte nicht mitspielen und Roy kam 2 Tage in Folge früh von der Arbeit zurück weil die Flüge wetterbedingt abgesagt wurden. Wir hatten also leider Pech was das Wetter betrifft, konnten aber unseren letzten Tag noch einmal in der lustigen Runde mit Spielen, ein paar Bierchen, guter Musik und viel Lachen verbringen.
Am kommenden Morgen war es soweit und wir hatten noch ein gemeinsames Frühstück mit Adam, bevor es zum Flughafen ging. Damit verabschieden wir uns mit einem dicken Danke an Adam und Roy für die tolle Zeit und die großartige Gastfreundschaft. Wir kommen sicherlich wieder, um mal ein paar Bilder mit euch zu machen, was wir offenbar völlig verschwitzt haben und für Spätzle mit Rouladen ;)
Wenn ihr wissen wollt, wo es als nächstes hin geht, ob uns noch die Weihnachtsstimmung gepackt hat, und was die Wärmflasche in unserem Bett zu suchen hat, dann freut euch auf den kommenden Blogbeitrag.
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