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AutorenbildTom

#69 Land und Leute in Papua Neu Guinea

Mit diesem Artikel möchten wir die abenteuerlichen 3 Wochen in PNG abschließen. Wir haben uns ein bisschen Zeit gelassen, um die Eindrücke sacken zu lassen und zu sortieren. Mit ein bisschen Abstand ist uns klar geworden, dass uns die kurze Zeit in Papua Neuguinea mehr geprägt hat, als alles zuvor. Vor allem unsere Definition von "Luxus" hat sich stark verändert. Wir haben Menschen kennen gelernt, die weit unter unserer Bezeichnung von "Existenzminimum" leben und trotzdem glücklich und zufrieden sind. Sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand, denn die Regierung ist korrupt und nichts, worauf sich die Menschen verlassen können. Das führt dazu, dass wir viele Menschen kennen gelernt haben, die mit einer ungeheuren Stärke Projekte und Initiativen ins Leben rufen, um selbst eine Verbesserung der Umstände zu bewirken. Es wird zwar darüber diskutiert, was auf Regierungsebene geändert werden müsste, aber statt nur mit dem Finger auf andere zu zeigen und Schuldige zu suchen, wird hier einfach angepackt, mitgeholfen, gefördert und Wissen geteilt - immer zum Zweck des Allgemeinwohls der "Community". Zur Community gehört der gesamte Stamm, in dem die Menschen leben. Sie bezeichnen sich innerhalb der Community nicht nur als Brüder und Schwestern, sondern behandeln sich auch genau so. Sie stehen füreinander ein, helfen sich gegenseitig und Besitz gehört immer der gesamten Gemeinschaft. Ein sehr soziales Miteinander, das natürlich auch seine Tücken hat, denn es gibt überall schwarze Schafe, die sich auf Gunsten anderer ein "schönes" Leben machen – aber im Grunde genommen ist es ein System, das seit Jahrhunderten funktioniert. Ein System das, wenn man es genauer betrachtet, nicht nur soziale, sondern auch ökologische Vorteile bietet. Da es nur ein gemeinschaftliches Eigentum gibt, braucht jeder einzelne weniger und der Konsum reduziert sich ungemein. Weniger Konsum bedeutet gleichzeitig auch weniger Verbrauch an kostbaren Ressourcen und weniger Müllproduktion. Während wir also vorschnell dazu neigen, Papua Neuguinea als unterentwickeltes Land zu betrachten, liegt doch genau im Mangel an Fortschritt die größte Stärke und ein Vorbild dafür, wie man im Einklang mit seiner natürlichen und menschlichen Umgebung leben kann. Aber das soll einfach nur ein anderer Blickwinkel auf das Leben und die Umstände eröffnen, denn uns sind natürlich auch die Kehrseiten bewusst. Ein Mangel an Fortschritt bedeutet auch eine mangelnde Infrastruktur, mangelnder Zugang zu Bildung und Medizin, um nur ein paar zu nennen. Wahrscheinlich ist es daher auch besser, die Stärke dieser Lebensweise im sozialen Miteinander zu sehen und zu hoffen, dass es auch mit wachsender Entwicklung nicht verloren geht.


Wir haben das Miteinander auf jeden Fall sehr genossen, vor allem als wir mit unserer Gastfamilie am letzten Wochenende vor unserer Abreise einen Ausflug in das Dorf gemacht haben, in dem Kelly aufgewachsen ist und wo die Familie gewohnt hat, bevor sie nach Goroka gezogen sind. Zuerst gab es eine kurze Fahrt mit dem Pickup in die Stadt, wo wir eine ganz Weile warten mussten, bis ein Bus in die richtige Richtung fuhr.

Nach einer einstündigen Busfahrt und einem kurzen Spaziergang eröffnete sich dann ein atemberaubenden Blick auf das Hochland.

Als wir uns von hier auf den Weg ins Dorf machten, erzählte uns Kelly ein bisschen was zur Familiengeschichte. Kelly war jahrelang als Missionar unterwegs, war auch auf Einladung eines Freundes zur Hochzeit in den 90ern schon mal in Deutschland und hat nicht nur vieles erlebt, sondern auch einen Angriff mit Granaten auf ein Schiff voller Missionare in der philippinischen Sulu-See überlebt. Nach 3 Monaten und etlichen Operationen in einem Krankenhaus in Singapur, kehrte er zurück nach Papua Neuguinea. Er lernte seine jetzige Frau Fanta kennen, gründete eine Familie und setzte sich in den Kopf ein Imker zu werden. Nach einer Schulung in Neuseeland, wurde ein eigenes Grundstück näher an der Stadt gekauft und die Familie verließ das Dorf. Zur Familie gehören übrigens Kelly, seine Frau Fanta und vier Kinder, angefangen mit der ältesten Tochter Fagume, Skinner mit 18 Jahren, Junior mit 15 Jahren und die elfjährige Spinnla.


Der Umzug nahe an die Stadt bedeutet meistens Wohlstand, denn viele können es sich nicht leisten für ein Grundstück dort zu bezahlen. Für Kelly war es allerdings ein notwendiges Investment, um sein Bienen-Business zu starten. Aber mit steigendem Business - und wir reden hier noch lange nicht von einem profitablen Business – steigerte sich im Dorf auch die Erwartungshaltung, wenn die Familie auf einen Besuch vorbei kam. Nur weil man weg zieht, bedeutet das nämlich nicht, dass man der Community gegenüber nicht mehr verpflichtet ist. So wurde erwartet, dass Kelly immer mehr finanzielle Unterstützung leistet, was dazu führte, dass er es immer mehr vermied ins Dorf zu gehen. Eine andere Kehrseite des Miteinanders. Es war auf jeden Fall toll, dass er mit uns trotzdem in sein Dorf fuhr, ausgestattet mit jeder Menge Honig für die Community, und wir es uns ein bisschen genauer anschauen konnten. Hier gab es runde Häuser in traditioneller Bauweise und während Fanta und Kelly seinem kranken Onkel einen kurzen Besuch abstatteten, hatte Sabrina das süße Baby des Onkels und seiner Frau auf dem Schoß. Das einzige Kleinkind übrigens, dass bei unserem Anblick nicht ängstlich drein schaute und sich im Arm der Mutter vergrub, sondern über beide Ohren strahlte und von selbst zu uns wollte.

Während Sabrina mit Baby knuddeln beschäftigt war, konnte Tom ein paar Schnappschüsse machen und Spinnla dabei knipsen, wie sie mit einem typischen Spielzeug umherfuhr, das wir schon ein paar Mal vorher gesehen hatten. Am Ende des Bambus-Stabes befindet sich ein kleines Auto, das aus den runden Früchten eines Baumes gebaut wird, dessen Namen wir leider vergessen haben. Mit dem Lenkrad in der Verlängerung lässt sich das Auto steuern und ist nicht nur ein Spaß für Kinder, sondern auch Erwachsene.


Auf diesen tollen Familienausflug folgte wenige Tage später ein weiterer schöner und gemeinsamer Abend mit der Familie und den Mitarbeitern von Kelly. Anlass war unser Film, den wir fertig geschnitten hatten und unser Abschied, denn am kommenden Morgen sollte es auf zum Flughafen gehen. Aber erst mal gab es für uns die Premiere, während wir für euch ein paar Bilder vom letzten Drehtag haben:

Der Film kam sehr gut an (ihr müsst euch leider noch ein bisschen gedulden, aber wir laden ihn hoch, versprochen!) und im Anschluss musste gefeiert werden. Also machten sich Tom, Mota, Doux mit Spinnla und Pamela (Cousine) auf den Weg zum Einkaufen, denn es sollte ein ausgiebiges Barbecue a la Papua Neuguinea geben. Wir hatten ja bereits erwähnt, dass Fleisch nicht alltäglich, sondern etwas ganz besonderes ist und wenn zu unseren Ehren ein Grillabend veranstaltet wird, drücken wir erneut ein Auge zu und essen mit. Wir müssen aber gestehen, dass es uns nach dem Einkauf noch etwas schwerer gefallen ist.

Das Hühnchen hatte zum Glück bereits auf dem Heimweg das Bewusstsein verloren, wahrscheinlich weil es kopfüber in Pamelas Händen baumelte. Anschließend ging es ihm an den Kragen und wir haben beide zum ersten Mal miterlebt, wie man so ein Hühnchen zerlegt. Es war auf jeden Fall gut, diese hautnahe Erfahrung zu machen, um sich ins Bewusstsein zu rufen, dass für Fleisch Tiere sterben. Die mundgerechten Häppchen oder Scheiben Fleisch aus dem Supermarkt waren für uns immer zu abstrakt, um das wirklich zu begreifen.

Im Anschluss landete das Hühnchen neben Würstchen und Lamm auf dem Grill und wir probierten von allem ein Stück, und von machen auch zwei oder drei - und müssen gestehen, dass das Hühnchen wirklich sehr lecker war – wahrscheinlich hatten wir noch nie ein so frisches und gesundes Hühnchen auf dem Teller gehabt. Während man hier das Fleisch einfach mit ein paar Blättern Salat vom Grill nimmt und isst, wollten wir zumindest irgendwas beisteuern und haben Pfannkuchen gemacht und eine Ananas mitgebracht, die für uns von Junior zerlegt wurde.

Wir hatten einen grandiosen Abend mit allen, das Essen war unglaublich lecker und auch das Bier "SP" aus Papua Neuguinea und der Schnaps, gebrannt von einem Russen, der in Papua lebt, mundete. Wir plauderten noch lange, tanzten ein bisschen im Garten und wussten, dass wir die Jungs aus der Werkstatt und die wundervolle Familie Inae sehr vermissen werden. Für uns ging es am kommenden Morgen zurück nach Australien - mit einem bleibendem Eindruck. Für euch haben wir noch ein paar weitere Eindrücke gesammelt, bevor es in eine ganz andere Welt zurück geht.


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