Immer wenn wir mit jemandem über Kambodscha, im Speziellen die Einreise auf dem Landweg geredet haben, wurden Horrorgeschichten ausgepackt. Solche, wie Reisende alleine ins Hinterzimmer gesperrt, angeschrien und sitzengelassen wurden, bis sie dazu bereit waren, die wahllos geforderten Dollars zu bezahlen. Außerdem wurde uns auch nicht so ganz klar, an welchen Grenzübergängen man über Land einreisen kann, ohne schon das Visum im Reisepass zu haben.
Sabrina hatte sich ja für die Einreise über einen internationalen Flughafen entschieden, was sowohl bei der Einreise und als auch mit dem Visa kein Problem darstellen sollte. Ich hatte mich für den Landweg entschieden, aber auf der Hauptroute mit dem Bus von Ho-Chi Minh City nach Phnom Penh, wo ebenfalls mit wenig Problemen zu rechnen war.
Als der Bus in Ho-Chi Minh City los fuhr, wurde auch gleich die Prozedur am Grenzübergang erklärt. Die Reisebegleiterin teile ein Zollformular aus, das ausgefüllt werden musste und sammelte dieses zusammen mit dem Reisepass und den 30$ für das Visum sowie 5$ für den Service ein. Bei mir kam dann noch eine 2$ Gebühr obendrauf, weil ich für Vietnam das 30 Tage e-Visa im Pass stehen hatte. Diejenigen mit 15 Tage Visa-on-Arrival, mussten dies nicht bezahlen. Erst durch den vietnamesischen Grenzposten durch – alles okay. Weiter ging's mit dem Bus zum kambodschanischen Grenzposten. Dort war erstmal Warten angesagt, was man aber in einem Restaurant im Niemandsland mit angebundenem Duty-Free Laden gut überbrücken konnte. Es war sehr surreal hier durch einen Duty Free Shop zu schlendern, der Luxusgüter zu westlichen Preisen anbot.
Die Einreise nach Kambodscha verlief dann ohne Probleme. Die Reisepässe wurden wieder ausgeteilt, man durfte beim grimmig drein schauenden Grenzbeamten nochmal seinen Stempel zeigen und anschließend brachte mich der Bus bis in die Hauptstadt Phnom Penh.
Hier hatte ich mir den Luxus gegönnt, nur mit drei anderen Jungs im Zimmer zu übernachten. Abends besuchte ich den Nachtmarkt, der direkt neben dem Hostel lag, um das erste kambodschanische Essen zu testen. Als Nachtisch gab es hier nach dem kambodschanischen Curry noch ein Kokosnusseis 😊 Hier war alles mit Matten ausgelegt, die man ohne Latschen betrat und die super als Sitzfläche dienten.
Ein ganzer Tag in Phnom Penh
Mein Sightseeing-Tag fing morgens um halb 8 an – mit einer Nudelsuppe und Tee. Allerdings hatte die Fleischeinlage in der Suppe eine etwas komische Konsistenz. Genannt wurde es "Fleischbällchen" aber es war eher ein ausgebackener Fleischbrei – mit unklarer Herkunft und Tierart. Mein Magen hatte aber keine Probleme damit, das Bild davon erspare ich euch aber.
Phsar Kandal Market - mal wieder ein echter Markt. Teilweise kam ich hier an meine Grenzen. Schwache Mägen schauen sich die Slideshow besser nicht bis zum Ende an.
Ounnalom Pagoda - hier gab es so viele Gebäude auf dem Gelände des Klosters, man hätte hier noch viel länger verweilen können.
Kurz darauf kam ich bereits am „Royal Palace Park" an, und ging am „Preah Thineang Chan Chhaya”, dem Tor zum Königspalast vorbei, das wunderschön eingerüstet war und nur der Königsfamilie vorbehalten ist.
Ein Highlight in Phnom Penh war der Royal Palace und die angeschlossene Silberpagode. Für 10$ hatte ich das Areal fast für mich alleine. Der Royal Palace ist tatsächlich auch noch Sitz der Königsfamilie, weswegen man nicht überall Zugang hat. Manchmal ist auch der Thronsaal gesperrt, weil dort offizielle Empfänge stattfinden.
Mehr Bilder findet ihr hier in der Slideshow:
Durch zwei Verbindungstore kommt man zum Areal in dessen Mitte die Silberpagode steht. Diese verdankt ihren Namen den über 5000 Silberfliesen am Boden, die aber größtenteils mit einem roten Teppich abgedeckt sind und so nicht mehr sichtbar sind.
Das ganze Areal beinhaltet etliche Stupas und Wandmalereien die gerade restauriert werden.
Noch mehr Bilder:
Durch den Wat Botum Park, vorbei an der Statue of King Father Norodom Sihanouk, unter dessen Augen ich noch einen Geocache einsammeln konnte, bis zum Unabhängigkeitsdenkmal.
Seit dem frühen Morgen war es schon zu heiß hier. Der einzige Vorteil war, dass ich fast überall allein oder zumindest mit sehr wenigen anderen unterwegs war. Für den ca 4 km langen Rückweg hab ich mir dann ein Tuk-Tuk gegönnt.
Völlig überhitzt musste ich mich im kühlen Hostelzimmer erholen, bevor es am späten Nachmittag nochmal raus ging, um den Zentralmarkt, ein gelbes Kuppelgebäude und den Wat Phnom Tempel auf einem kleinen Hügel anzuschauen.
Nach einem kleinen Regenschauer wieder zurück im Hostel, trank ich ein erfrischendes "Verkehrtherum-Radler" mit einer tollen Aussicht auf den Tonle Sap, kurz bevor er in den Mekong fließt.
(Wer an geologischen Phänomenen interessiert ist: In der Regenzeit, wenn der Wasserdruck des Mekongs zu groß wird, kehrt sich die Fließrichtung des Tonle Saps um. Das Wasser wird bis in den Tonle Sap See zurück gedrückt. So entsteht das größte Süßwasserreservoir Südostasiens, das sich dann nach der Regenzeit langsam wieder entleert.)
Was man in Phnom Penh noch machen kann:
Viele Besucher schauen sich hier noch das S21 und die Killing Fields an. Das S21 ist mittlerweile ein Museum, wo wohl auf sehr reale Weise ausgestellt wird, wie zu Zeiten der roten Khmer die Kambodschaner gefoltert wurden. Um die Idee von einem Bauernstaat umzusetzen, wurden ganze Städte leergeräumt und die Bevölkerung aufs Land gebracht. Hauptsächlich betraf das gebildete, religiöse und kreative Berufsgruppen, aber auch alle anderen, angefangen beim Kleinkind. Auf den "Killing Fields" wurden dann diejenigen getötet, die die Folter überlebt hatten, um sie dann in Massengräbern zu verscharren. Dies geschah auf grausamste Art und Weise, um Munition zu sparen. Jeder, spätestens wenn man Kambodscha besucht, sollte sich mit der Geschichte des Landes auseinandersetzen. Es ist so grausam was hier passiert ist und die Trauer ist vielen noch ins Gesicht geschrieben. Wer eine kleine Zusammenfassung lesen will kann das hier tun.
Ich habe mich gegen einen Besuch entschieden, da mir die Vorbereitung auf das Land, mit all den Artikel zu den Geschehnissen bereits so schlecht wurde, dass ich versucht habe die schönen Dinge in Phnom Penh anzuschauen, ohne dabei den Genozid unbeachtet zu lassen.
Der nächste Stop auf der Reise, ein Ort, den Sabrina und ich schon sehr lange besuchen wollten, gab es im Royal Palace schonmal als Modell zu bestaunen. Um es endlich auch in echt zu bewundern, setzte ich mich nochmal 6 Stunden in den Bus, düste über eine perfekt ausgebaute Autobahn bis nach Siem Reap, wo wir uns wieder trafen und 10 schöne Tage verbringen sollten. Dazu aber von uns beiden mehr im nächsten Artikel.
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