Für den letzten Tag hatten wir uns einige Gebäude rausgesucht, die wir uns unbedingt anschauen wollten – denn architektonisch hat Singapur, wie schon öfter erwähnt, einiges zu bieten. Die Gebäude lagen allerdings weit verstreut in den unterschiedlichsten Stadtteilen und dadurch haben wir sehr viel Zeit in der S-Bahn und Bussen verbracht und mussten zwischendrin auch mal auf ein Taxi umsteigen, da wir sonst über eine Stunde im nirgendwo hätten auf den nächsten Bus warten müssen, um dann nach weiteren 1,5 Stunden und 3 Mal umsteigen am nächsten Ziel anzukommen. Da waren die 20 Minuten Taxi-Fahrt doch ein bisschen effektiver. Es hatte sich auf jeden Fall gelohnt, so viel unterwegs zu sein, wie wir finden:
Eine sehr interessante Fassadengestaltung auf einem Wohnblock etwas außerhalb der Innenstadt und eine tolle Aussicht auf die vielen Wohnsiedlungen.
Das Tree House mit dem weltgrößten Vertical Garden an der Fassade.
Einblicke in das Business-Viertel von Singapur.
Eines unserer Lieblingsgebäude, genannt "The Hive", ist das Campusgebäude der Nanyang Technological University. Es sieht nicht nur klasse aus, sondern ist aufgrund seiner Bauweise sehr nachhaltig und versorgt alle Räume mit kühler Luft, ganz ohne Klimaanlage.
Zum Abschluss ging es nochmal richtung Marina Bay, wo wir uns das Marina One angeschaut haben. Leider ist hier nur ein kleiner Teil zugänglich für die Öffentlichkeit. Was wir aber sehen konnten, war ein großartiges Zusammenspiel aus hartem, dunklem Stahl mit geschwungenen organischen Formen und viel Licht. Dazu kamen ganz viele Pflanzen und ein toller Wasserfall, der für ein angenehmes Klima sorgte.
Noch ein paar weitere Eindrücke unseres letzten Streifzugs durch Singapur:
Am letzten Abend waren wir mit einem französischen Programmierer, den wir in unserem Hostel kennengelernt hatten, in Little India zum Abendessen verabredet. Aus einem leckeren Abendessen wurden ein paar Bier, tolle Gespräche und als wir zurück in der Unterkunft ankamen, gab es noch mehr Bier und noch mehr interessante Gespräche. Jonathan hieß er, und hatte nicht nur die erste Version des myanmarischen E-Visas programmiert, sondern auch jede Menge Allgemeinwissen, das uns beeindruckte. Und während wir so auf dem Balkon des Hostels saßen, neben uns unsere Wäsche in der Waschmaschine Runden drehte und die ersten Biere alle waren, gesellte sich noch ein Singapurer zu uns, der wegen Renovierungen in seiner Wohnung kurzzeitig ins Hostel umgezogen war.
Wir bekamen viele spannende Einblicke zu Singapur, denn auch Jonathan arbeitete und lebte zeitweise hier. So erfuhren wir, z.B. dass in Singapur nur 10% ein eigenes Auto besitzen, weil der Kaufpreis und die Unterhaltungskosten unglaublich hoch sind. Wer also in Singapur Ferrari fährt, könnte sich in Europa wahrscheinlich 3 davon leisten. Ebenso spannend war es auch, über sozialen Status zu sprechen. Es ist einfach wichtig, in Singapur Geld zu haben und mit seinen Freunden mithalten zu können. Schick essen gehen und teure Nächte in Bars und Clubs bezahlen zu können gehört ebenso dazu, wie sich eine eigene Eigentumswohnung zu leisten, die man den Rest seines Lebens abbezahlt. Umso komischer kam es uns daher vor, als der Singapurer uns erzählte, dass er sich eine Weltreise, so wie wir sie machen, niemals leisten könnte. Wir rechneten gemeinsam grob aus, was man im Monat in Singapur zum Leben braucht und versuchten dann zu schauen, woran man sparen könnte. Im Grunde genommen scheiterte aber die ganze rationale Rechnerei daran, dass er dann ja vereinsamen würde, weil er nicht mehr mit seinen Freunden ausgehen kann. Am Ende schüttelten wir wahrscheinlich alle den Kopf aus unterschiedlichen Gründen, wir weil uns diese Welt so oberflächlich vorkam, er, weil er keinen Ausweg daraus fand und Jonathan, weil ihm genau wie uns das indische Starkbier zu Kopf gestiegen war. Neben uns drehte noch der Trockner seine Runden und beim ersten Anzeichen trockener Kleidung machten wir uns ins Bett.
Fazit
Wir wurden in Singapur erschlagen. Das Überangebot in Supermärkten, die Preise und die vielen geschäftigen Menschen, die wie Marionetten im Anzug durch die Stadt wuselten, waren uns sehr fremd. Die kleinen Stadtteile wie Korean- und Chinatown, Little India und das Arabische Viertel kamen uns eher wie ein großer Vergnügungspark vor, was natürlich damit zusammenhängt, dass Singapur eine durch und durch geplante Stadt ist. Hier sind sogar Fahrradparkplätze eingezeichnet und man kann sich Regenschirme leihen...
Dennoch war Singapur absolut eine Reise wert, schon allein aufgrund der Architektur, die uns von den Socken gehauen hat – aber auch um zu merken, dass uns die letzten Monate unserer Reise geprägt haben und wir mit weniger viel zufriedener sind. Ach ja, und auch um zur Erkenntnis zu gelangen, dass man sich nicht bis halb 4 morgens betrinken sollte, wenn man um 7 Uhr wieder aufstehen, den Rucksack packen und an den Flughafen fahren muss. Ob das gut gegangen ist, erfahrt ihr im nächsten Blogbeitrag.
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