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AutorenbildTom

#70 Cairns und das Great Barrier Riff


Wir kamen uns ein bisschen seltsam vor, als wir erneut die geteerten Straßen von Cairns betraten. Wir fuhren mit einem Taxi zurück zum Hostel, in dem wir schon zuvor ein paar Tage verbracht hatten und duschten erstmal sehr lange. Danach landeten unsere gesamte Kleidung in der Waschmaschine, um auch die Flecken wieder raus zu bekommen, die zu hartnäckig für die Handwäsche in Papua Neuguinea waren. Den restlichen Tag verbrachten wir im Bett. Wir hatten uns beide einen ordentlichen Schnupfen in PNG eingefangen, der sich schon fast 2 Wochen hartnäckig hielt und den wollten wir endlich ordentlich auskurieren. Und nicht nur das, Tom hatte sich darüber hinaus am Flughafen in Port Moresby ein Sandwich geholt, das sich nun rächte. Mit Magenkrämpfen und hohem Fieber lag er im Bett und wurde natürlich liebevoll gepflegt. Wir merkten, dass die vergangenen 3 Wochen ganz schön an unseren Kräften gezehrt hatten und wollten es erstmal ein bisschen ruhiger angehen lassen, bevor wir uns mit dem Camper auf den Weg nach Sydney machen wollten. Aber bevor an eine Weiterreise zu denken war, wollten wir unbedingt noch ein paar Tauchgänge am Great Barrier Riff machen und dazu mussten wir den Schnupfen loswerden und wieder fit sein.


Das Ausruhen gestaltete sich in diesem Hostel nur leider als unmöglich, weil wir unmögliche Nachbarn hatten. Eine Truppe Jungs so um die 18 war neben uns im Zimmer und nutzen gerne die Couch-Ecke, die direkt vor unserem Zimmer stand. Es wurde laut telefoniert (von Kopfhörern hatten sie wohl noch nie was gehört), spät noch Filme geschaut und der Zigarettenrauch in unser offenes Fenster geblasen, während wir versuchten zu schlafen. Auch das mehrmalige nette und dann bestimmte Auffordern doch etwas leiser zu sein, schien sie nicht sonderlich zu interessieren. Nach ein paar Tagen gaben wir auf und buchten uns eine neue Unterkunft. Das Dreamtimes Travellers war zwar etwas teurer, dafür aber auch absolut herrlich. Deutlich sauberer, schön und gemütlich gestaltet und angenehm ruhig – wir fühlten uns rundum wohl.

Hier verbrachten wir die kommenden Tage, um gesund zu werden und die Weiterreise zu planen. Leider war wohl in den 3 Wochen unserer Abwesenheit in Australien die Hochsaison gestartet und die Preise für Campervans waren explodiert. Während wir also für die ersten beiden Wochen in Australien rund 25 Euro pro Tag für einen Campervan bezahlt hatten, wollte man nun 56 Euro von uns. Ein ganz schöner Batzen Geld für die Miete für einen ganzen Monat. Das war uns definitiv zu teuer und außerdem hatte Tom Australien bereits gesehen und Sabrina hatte mit dem Ausflug zum Cape Tribulation und den Wallabys und einem Tauchgang am Great Barrier Riff eigentlich das erlebt, was Australien für sie spannend gemacht hatte. Wir änderten also kurzerhand unsere Pläne und konzentrierten uns auf die nächsten Reiseziele Neukaledonien und Vanuatu. An beiden Orten fanden wir Projekte und Möglichkeiten zur Mithilfe, die sowohl spannend waren, als auch unser Reisebudget schonen sollten. Zudem ging es uns langsam besser und wir konnten endlich unseren Ausflug zum Great Barrier Riff planen. Auf Empfehlung hin, entschieden wir uns nicht von Cairns aus auf ein Boot zu gehen, sondern von Port Douglas aus. Von hier aus fährt man weiter raus und kann am Agnicourt Riff tauchen, das wohl zu den schönsten Riffs gehört. Außerdem sagte man uns, das dort nicht so viel los sei wie an den Riffs, die direkt vor Cairns liegen. Wir griffen also tiefer in die Tasche und freuten uns riesig auf 3 Tauchgänge und eine schöne Bootsfahrt. Um kurz vor 7 Uhr morgens saßen wir im Bus nach Port Douglas, der unterwegs noch ein paar andere Gäste einsammeln sollte. Als wir am Hafen in Port Douglas und auf unserem Schiff Poseidon ankamen, sank unsere Laune schlagartig. Man wurde richtiggehend durch gescheucht aber natürlich nicht, ohne vorher ein Bild vor dem Boot zu machen, von einer Dame mit nerviger piepsender Stimme, die einfach die Kamera in unsere Gesichter hielt, ohne überhaupt zu fragen, ob uns das recht ist. Und da saßen wir dann, auf einem Schiff, das mit über 80 Leuten sicherlich die Grenze von Gemütlichkeit überschritten hatte.


Da wir Tauchgänge gebucht hatten, saßen wir die gesamte Fahrt zum Riff über unter Deck und zitterten vor uns hin, weil Kühlfach-Temperaturen herrschten und man direkt unter der Klimaanlage saß. Nach einem nicht sonderlich aufschlussreichen Briefing musste dann alles auf einmal ganz schnell gehen. Jeder wurde in einen dünnen Ganzkörperanzug gesteckt, egal ob er passte oder viel zu groß war – die Auswahl war so limitiert, dass man gar keine Möglichkeit hatte außer das anzuziehen, was man in die Hand gedrückt bekommen hatte. Darüber gab es einen Shorty Neopren Anzug und uns war bereits klar, dass das zu wenig war und wir offensichtlich den gesamten Tag einfach frieren werden sollten. Bei genauerer Betrachtung des Equipments, hatte Tom wohl Glück und einen relativ neuen BCD (buoyancy control device bzw. Tarierweste im Deutschen) bekommen, während Sabrina nach Toms Aussage unter Wasser wie eine Schildkröte mit veralgtem Panzer aussah. Immerhin das dreckige Mundstück von Sabrinas Regulator (Atemregler) wurde auf Anfrage anstandslos ersetzt. Bevor wir dann wussten, wie uns geschah, sprangen wir auch schon vom Boot und es ging ab in die Tiefe. Das ging auf jeden Fall alles viel zu schnell und die gesamte Anprobe inklusive Vorbereitung war nichts anderes als hektisch und unfreundlich gewesen.


Unter Wasser, war es dann endlich wieder still um uns herum und wir genossen die vielen bunten Korallen und allerhand Fische, die wir in der Größe zuvor noch nicht gesehen hatten.

Leider ging es zwischen den einzelnen Tauchgängen nicht weniger hektisch zu. Als wir das erste Mal blau gefroren aus dem Wasser stiegen und zumindest den oberen Teil unserer Kleidung ausziehen wollten, um an Deck in der Sonne etwas aufzuwärmen stand auf einmal eine Dame mit einem Tablett voller Sandwiches vor uns und forderte uns auf, sofort eines zu nehmen, weil sie sonst leer seien. Da wir aber noch nicht mal unsere Tauch-Ausrüstung ausgezogen hatten und sowieso trieften, baten wir sie doch bitte kurz zu warten, was sie etwas widerwillig tat, sodass wir dann doch noch jeder was essen konnten, bevor es 10 min später bereits erneut ins Wasser ging.

Sabrinas Taucherbrille wollte auch nicht so recht

Auch nach dem zweiten Tauchgang, als wir uns auf die Mittagspause und das Essen freuten, war alles wieder einfach nur stressig. Um ans Buffet zu kommen, musste man seine gesamte Tauchkleidung ausziehen und im Gefrierschrank unter Deck sein Essen zu holen. Kaum saß man – wohlgemerkt auf dem Boden, weil sonst kein Platz war – an Deck in der Sonne und wärmte etwas auf, musste man auch schon den Rest des Essens herunterschlingen, um sich erneut ins Tauchzeug zu schmeißen und von Bord zu hüpfen.

Wir tauchen übrigens so. Dann wissen wir immer wo der andere ist. Gutes Tauch-Buddy-Verhältnis :)

Es war bis auf die Zeit unter Wasser wirklich ein einziges Desaster und wir waren völlig platt und genervt, als wir von Bord gingen. Und nein, wir wollten auch keine Bilder von der Dame kaufen, die uns mit der Kamera auch Unterwasser nicht in Ruhe gelassen hatte.

Als wir endlich wieder zurück im Bus nach Cairns saßen, meinte Tom, dass er das Great Barrier Riff wesentlich farbenfroher und mit viel mehr Fischen in Erinnerung hatte. Es muss in den letzten 10 Jahren ganz schön gelitten haben. Im Vergleich zu anderen Tauchgängen, die wir in Indonesien gemacht hatten, konnte das Great Barrier Riff auch nicht wirklich mithalten. Es gab lange nicht den Artenreichtum an Fischen, den wir zuvor gesehen hatten. Dafür aber vereinzelt sehr große Exemplare. Unser Fazit war dennoch ernüchternd: gelohnt hatte es sich nicht. Vielleicht wäre es nochmal etwas anderes und besser gewesen, ein paar Tage auf einem Schiff zu verbringen, gemütlich um das Riff zu segeln und hin und wieder tauchen zu gehen. Das ist aber nur eine Vermutung.

Irgendwie ging uns Australien langsam ganz schön auf den Keks und abgesehen von unserer gemütlichen Unterkunft, fanden wir auch nur noch eine Sache spannend: den Rusty’s Market in Cairns. Dort waren wir bereits bei unserer ersten Ankunft zum Frühstücken gewesen und wollten das wiederholen. Als wir erneut durch die Gemüse- und Obststände schlenderten, kamen wir mit einem Herren ins Gespräch, der allerhand (für uns) exotisches Gemüse und Obst anzubieten hatte.

Er erklärte uns, dass es selbst angebaut und regional sei und wie man die einzelnen Zutaten kochen könne. Von der Yamswurzel, Taro und Cassava (Maniok) hatten wir bereits in Papua Neuguinea gehört, dazu kam aber noch Choko (Chayote) und eine Frucht namens Chanistel (Eifrucht), von denen wir noch nie etwas zuvor gehört hatten. Die Eifrucht konnten wir noch am Stand probieren und sie war lecker süß und hatte ihren Namen von der Farbe und Konsistenz des Fruchtfleisches, das an ein gekochtes Eidotter erinnerte. Die Choko, so erklärte uns der nette Herr am Gemüsestand, hätte selbst wenig Eigengeschmack, würde aber beim Kochen mit anderen Zutaten den Geschmack aufsaugen und würde herrlich zu den restlichen Zutaten passen, die wir uns ausgesucht hatten. Nach dieser unglaublich herzlichen und informativen Unterhaltung kamen wir mit einem großen Korb an Gemüse zurück und versuchten uns in der Hostelküche an einem etwas abgeänderten Eintopf im Jamaikanischen Stil.

Dazu wurde zunächst der Hokaido Kürbis gekocht, bis wir ein leckeres Püree hatten, dann gaben wir die klein geschnittene Yamswurzel, Taro, Süßkartoffeln, normale Kartoffeln, Choko und eine orangene und lila Karotte hinzu. Wir warteten, bis alles schön eingekocht war und mussten ziemlich schnell feststellen, dass wir damit entweder das ganze Hostel versorgen konnten oder für die kommenden zwei Tage vorgekocht hatten. Auf ein bisschen Reis, schmeckte es wirklich super lecker und war mal was ganz anderes als die schnellen Gerichte, die wir uns in letzter Zeit oft gekocht hatten.


Apropos Zeit: es war Zeit, Cairns Tschüss zu sagen, denn es sollte mit einem Zwischenstopp in Brisbane weiter nach Neukaledonien gehen. Wie es ist, mal wieder eine Wohnung für sich zu haben und warum wir dringend übers Fliegen reden müssen, gibt es im nächsten Beitrag.

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