Nachdem wir eine Woche getrennt voneinander verbracht hatten, machte sich Sabrina morgens von Puerto Escondido aus auf den Weg zu Tom nach Mazunte. Eine längere Busfahrt und eine kurze Fahrt im Sammeltaxi später, sammelte Tom sie an der Straße ein.
Wir verbrachten gemeinsam nochmal 2 Nächte in der Unterkunft, in der Tom zuvor allein gewesen war und regten uns gemeinsam über seine lauten mexikanischen Nachbarn auf, die uns morgens um 8 Uhr mit lautstarken Telefonaten per Freisprechfunktion weckten. Nachdem wir schon so früh wach waren, schafften wir es zumindest der Hitze zu entfliehen und verbrachten die Tage am Strand und probierten leckere „Tamales“. Diese bestehen aus einem Maisteig, gefüllt mit Fleisch, Fisch und/oder Gemüse, das in einem Mais- oder Bannenblatt gedämpft wird – das Gericht und die Zubereitung lassen sich übrigens bis auf die Azteken und Mayas zurückführen und ist in Zentralamerika weit verbreitet. Eine ältere Dame hatten die kleinen Päckchen in einem Eimer über den Strand getragen und es traf sich ganz gut, dass wir Hunger hatten und sie nun ein bisschen weniger zu schleppen. Es war wirklich ausgesprochen lecker, was übrigens auch die vielen Hunde am Strand fanden, vor denen wir das Essen verteidigen mussten.
Abends machten wir einen Spaziergang durch das gemütliche Dörfchen, gingen lecker Essen (einmal Burger, einmal Israelisch) und freuten uns über die Abwechslung auf dem Teller. An unserem letzten Abend besuchten wir noch eine Bar, in der es ein Konzert mit „Open Mic“ gab, also das Publikum dazu ermuntert wurde, sich auch mal ans Mikrophon zu trauen. Die freiwilligen Sängerinnen und Sänger standen mit Sicherheit nicht zum ersten Mal auf der Bühne und zauberten uns einen schönen letzten Abend, bevor wir am kommenden Tag erneut viele Stunden im Bus verbrachten, um zu unserem nächsten Ziel zu gelangen:
San Christobal de las Casas.
Wir hatten Glück, denn unsere Gastgeberin der Airbnb-Wohnung, die wir uns für 4 Nächte gemietet hatten, empfing uns auch noch mitten in der Nacht, erklärte uns kurz und knapp wie alles funktioniert und wir konnten anschließend einfach ins Bett fallen und schlafen. Die Busfahrt war bis auf eine Kontrolle durch das mexikanische Militär relativ unspektakulär gewesen. Aber daran, dass draußen im Dunkeln die Umrisse von Soldaten mit Maschinengewehr im Anschlag zu sehen sind, werden wir uns einfach nie gewöhnen. Ansonsten war es mit um die 15 Grad auch mal wieder ganz schön kalt geworden, aber wir waren schließlich auch wieder in den Bergen.
Den ersten Tag verbrachten wir überwiegend drin, denn draußen war es regnerisch und wir wollten noch ein bisschen planen, was wir wie, wo und wann anschauen wollten. Als sich die Wolken gegen Abend verzogen, konnten wir unterwegs zum Abendessen noch einen wundervollen Sonnenuntergang über den Dächern bestaunen. Nach ein paar Tage Pause waren wir übrigens wieder bereit für mexikanisches Essen und bestellten Burritos und tranken dazu eine Horchata (das müsstet ihr mittlerweile ja kennen) aber dieses Mal eine, die aus Erdnüssen gemacht und ausgesprochen lecker war.
Am zweiten Tag machten wir für den ersten Eindruck einen kleinen Spaziergang durch die Stadt und trafen uns mit Kathrin in einem süßen Kaffee zum Frühstück. Es war schön, dass sich die Wege hier nach Puerto Escondido nochmal kreuzten und Tom sie auch kennen lernen konnte. Wir beschlossen am kommenden Tag gemeinsam einen Ausflug zu Wasserfällen zu machen, mieteten dazu einfach noch am selben Tag ein Auto, das Tom und Sabrina gegen Abend abholten und schon mal in der Nähe der Unterkunft parkten, denn es sollte am kommenden Morgen früh losgehen.
Noch etwas verschlafen trafen wir uns am kommenden Morgen gegen 7 Uhr. Wir wollten den Wasserfall „Cascada el Chiflón“ besuchen, bevor die ganzen Tourenbusse von San Christobal aus ankommen und es voll wird. Bei bestem Wetter ging es los und wir verbrachten die Fahrt damit, auf die vielen Bodenwellen unterwegs zu achten und diversen Löchern auszuweichen. Die Straßen in Mexiko sind teilweise schon recht abenteuerlich. Viele Serpentinen später kamen wir auf dem Parkplatz an und unser Plan ist aufgegangen, denn außer uns stand hier gerade mal ein weiteres Auto. Noch schnell das nötigste für den Tag in den Rucksack gepackt und ab ging die Tour.
Eigentlich muss man „Cascada el Chiflón“, mit Wasserfälle übersetzen, denn es gibt viele miteinander vernetzten Gefälle, die immer wieder in leuchtend türkisfarbenen Pools enden. Der größte von allen fällt 120 Meter in die Tiefe und ist wirklich sehr beeindruckend. Auch wenn wir auf unserer Reise viele Wasserfälle gesehen haben, gehört dieser Ort aufgrund der Größe zu den eindrucksvollsten.
Wir haben nach und nach die einzelnen Cascaden also Wasserfälle erkundet und kamen immer höher und höher.
Die beiden letzten Cascaden erreichten wir über einen unscheinbaren Weg und begegneten unterwegs nur noch einer handvoll Menschen, die den Aufstieg bereits in Angriff genommen hatten und auf dem Weg nach unten waren. Auch die letzten paar Meter bis ganz nach oben hatten sich gelohnt und wir machten eine längere Pause mit einer tollen Aussicht. Kathrin bot sich an, um ein Bild von uns beiden zu machen, von denen es ja nicht sehr viele gibt. (Falls du das also liest liebe Kathrin: vielen lieben Dank dafür und die schöne Zeit mit dir :)
Nach einiger Zeit machten wir uns langsam wieder auf den Weg nach unten, genossen noch einmal die Aussicht und fuhren gemächlich wieder zurück. Auf dem Rückweg machten wir Halt in Comitán, um leckeres Streetfood zu essen, ein bisschen zu Schlendern und auf dem schönen zentralen Platz ein Eis zu essen.
Als wir wieder zurück in San Christobal waren und nachdem Kathrin sich auf den Weg zu ihrer Unterkunft gemacht hatte, parkten wir das Auto und wollten noch was zum Abendessen einkaufen gehen und heute mal wieder selbst kochen. Da wir ein bisschen platt waren, gab es Spaghetti mit Tomatensoße. Das erzählen wir euch aber nicht, weil wir dieses Gericht so spannend finden, sondern weil es etwas nach sich zog, mit dem wir die kommenden Wochen zu kämpfen haben sollten. Aufgrund eines (un)glücklichen Zufalls kamen wir nämlich auf dem Rückweg an einer Käserei vorbei und freuten uns riesig. Nach ein paar Probierhappen hatten wir uns für einen Käse entschieden, von dem wir dachten, dass er auch das Nudeln-mit-Soße-Gericht etwas verfeinert. Es stellte sich aber schnell heraus, dass wir beide sehr viel Lust auf Käse hatten und so wurde genascht und auf die Nudeln geraspelt, bis eigentlich so gut wie nix mehr übrig war. Lecker wars. Zumindest für die kommenden 2 Stunden, denn dann hatte Sabrina mächtig Magenkrämpfe und der Gedanke an Käse war nicht mehr sehr verlockend. Kurz danach erwischte es Tom ebenfalls und wir waren uns einig, dass es nur der Käse gewesen sein konnte. Tom steckte es deutlich besser weg als Sabrina und konnte am kommenden Tag die geplante Führung durch San Christobal machen, während Sabrina im Bett blieb, denn sie wollte fit für den kommenden Tag werden, der unser absolutes Highlight in Mexiko werden sollte.
Tom berichtete aber ausführlich von seiner Führung durch das liberale San Christobal des las Casas und erzählte ein bisschen von den Zapatisten. Von der EZLN (Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung) aus dem Bundesstaat Chiapas haben vielleicht einige 1994 gehört, als über der bewaffneten Aufstand in den Medien berichtet wurde. Um es kurz zusammenzufassen, kämpften die EZLN für die Rechte der indigenen Bevölkerung Mexikos, gegen die vorherrschende Wirtschaftspolitik und für eine autonome Selbstverwaltung. Auch heute lässt sich in San Christobal ein Viertel finden, in dem Zapatisten leben und ihre Gesellschaftskritik unter anderem mit Graffiti an Wänden Ausdruck verleihen.
Neben der Geschichte der Zapatisten, kam Tom aber auch kulinarisch auf seine Kosten und probierte leckeren Kaffee, für den die Region bekannt ist, verkostete „Pox“, ein Schnaps aus Mais, Zuckerrohr und Weizen, der schon von den Mayas für Zeremonien verwendet wurde. Vor allem die Variante gemischt mit Schokolade hatte es ihm angetan und er brachte gleich eine kleine Flasche davon mit. Außerdem hatte er einen Becher mit einer grüner Flüssigkeit für Sabrina dabei. Die Mischung aus diversen Kräutern und im speziellen wohl der besondere Klee, der darin enthalten war, sollte dem Magen-Darm-Trakt helfen. So zumindest die Theorie der Verkäuferin aus einem kleinen Natur-Geschäft, das auf der Tour besucht wurde.
Ob der Zaubertrank Wirkung zeigte und wir uns am kommenden Tag gemeinsam nach Chamula aufmachen konnten, erfahrt ihr im kommenden Artikel. Eines aber vorneweg: es wird ganz schön verrückt.
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