Wir hatten etwas mit uns gehadert, ob wir uns wirklich eine so lange Busfahrt antun wollen. Aber wir haben uns schließlich vorgenommen, so wenig wie möglich zu fliegen und nach knapp 2 Monaten in Mexiko sollte es endlich weiter nach Belize gehen. Also holten wir uns Tickets für eine Busfahrt mit planmäßig 17 Stunden Reisezeit.
Unser Ziel war Bacalar, kurz vor der mexikanischen Karibikküste und letzter Stopp vor Belize. Mit ordentlich Proviant und Vorfreude ging es in aller Frühe los.
Vorneweg: Fernreisebusse in Mexiko sind schon sehr angenehm. Bequeme Sitze, die man schön weit nach hinten klappen kann, richtig viel Beinfreiheit und oft auch eigene Bildschirme mit einer Filmauswahl, mit der man es schon ein paar Stunden aushalten kann. In diesem Bus gab's dann aber nur den mexikanischen Schnulzenfilm, der dann auch gleich auf 2 Bildschirmen lief, daher entschieden wir uns stattdessen für Kopfhörer, Musik und Hörbücher.
Nebenher verfolgten wir die Route hin und wieder über google maps, was wir eigentlich immer tun, um uns zu orientieren und vielleicht auch den ein oder anderen Ort zu markieren, der aus dem Fenster raus spannend aussieht. Dieses Mal machte uns der Blick auf google maps aber etwas stutzig und wir fragten uns die ersten 2 Stunden, ob wir uns in den falschen Bus gesetzt hatten, denn der fuhr in die komplett andere Richtung. Etwas ratlos schauten wir uns die Route an und die einzige Erklärung war, dass der Fahrer eine weniger kurvige Strecke gewählt hatte, um aus den Bergen wieder raus und an die Küste zu kommen. Es hätte zwar auch eine direktere Verbindung gegeben, aber wir verließen uns darauf, dass der Fahrer schon weiß, was er tut.
Irgendwann ging es dann auch in die richtige Richtung und die Fahrt zog sich wie Kaugummi. Wir machten mehrere Stopps – einen davon nachts um 3 Uhr, was irgendwie nur wir seltsam fanden, während die Mexikaner sofort ins Restaurant eilten, um etwas zu essen. Nach ein paar weiteren endlosen Stunden und vielen Versuchen, irgendwie ein bisschen zu schlafen, kamen wir nach gut 19 Stunden in Chetumal an. Hier war die Endhaltestelle unseres Fernreisebusses und wir mussten nach einer weiteren Stunde warten nochmals ca. 30 Minuten mit dem Minivan über holprige Straßen nach Bacalar weiterfahren. Nach einem kleinen Fußmarsch kamen wir dann völlig platt in unserer Airbnb an. Und auch da erwartete uns eine Überraschung: wir hatten gezielt eine private Unterkunft gebucht, weil wir die Woche hier in Ruhe verbringen, die weitere Reise planen und nach 2 Monaten mit vielen Ortswechseln und Eindrücken ein bisschen verschnaufen wollten. Statt der erhofften Privatsphäre fanden wir aber eine Wohnung mit 3 separaten Zimmern und einer gemeinsamen Küche vor. Außerdem war sie noch nicht vorbereitet, obwohl wir schon Tage zuvor unsere Ankunftszeit angegeben hatten und dann auch noch mit ordentlich Verspätung angekommen waren. Wir hatten aber keine Kraft mehr, etwas zu sagen und warteten einfach mit dem letzten bisschen Geduld darauf, dass wir unser Zimmer beziehen konnten. Als es endlich so weit war, fielen uns dann auch trotz der Lautstärke des Fernsehers im Nachbarzimmer, wo der Sohn der Angestellten sich Kinderserien anschaute, irgendwann die Augen zu. Das war aber nur der Beginn des Airbnb-Abenteuers in Bacalar.
Während unserer Zeit hier, haben wir uns die Wohnung mit verschiedenen Reisenden geteilt, die meist nur für eine Nacht in der Stadt waren. Das war jetzt nicht so wie geplant aber okay. Als dann aber die Familie der Angestellten regelmäßig morgens ein leeres Zimmer in Beschlag nahm, um dort mit voller Lautstärke den Fernseher anzuschmeißen, dass wir uns in unserem Zimmer anbrüllen mussten, um uns zu unterhalten, fanden wir das nicht mehr okay. Die Krönung war aber, als wir eines Abends von einem Spaziergang zurück kamen und die Familie mit ein paar weiteren Leuten die Küche zum Kochen in Beschlag genommen hatte. Das war dann doch fernab der Privatsphäre, die wir uns gewünscht hatten. Wir gaben der Besitzerin der Airbnb Bescheid und sie meinte, sie würde am folgenden Tag vorbei kommen und das regeln. Das tat sie dann auch, allerdings mit Handwerkern im Schlepptau, die aus dem offenen Küchen- und Aufenthaltsbereich eine Baustelle machten, weil wohl irgendwelche Lichter noch nicht funktionierten. Dazu musste natürlich auch der Strom abgestellt werden – ohne jegliche Vorankündigung wurden wir also zusätzlich zum Lärm direkt vor unserer Tür auch einfach beim Skypen unterbrochen. Das war dann wirklich eins zu viel und wir machten der Besitzerin mit Händen, Füßen und und mit ÜbersetzerApp klar, dass das so nicht geht. Die Bauarbeiten stellte sie am Ende des Tages ein und versprach uns eine "Überraschung" als Wiedergutmachung, die wir aber – ebenso wie die Besitzerin – bis zu unserer Abreise noch gesehen haben. Immerhin hat Airbnb einen tollen Service und auch wenn es eine Weile ging, so bekamen wir doch ein bisschen Geld zurück, weil die Angaben der "privaten Unterkunft" schlichtweg falsch waren.
Neben dem ganzen Airbnb-Chaos haben wir uns aber natürlich auch Bacalar angeschaut. Es ist ein kleines Städtchen an einer wunderschönen Lagune, die in 7 verschiedenen Blautönen leuchtet. Gezählt haben wir das nicht, aber es sah auf jeden Fall toll aus. Wir verbrachten die meiste Zeit am Wasser, auf einem der unzähligen Stege, die in die Lagune ragen. Was uns jedoch fehlte war ein Strand und da unsere Airbnb nicht direkt am Wasser mit privatem Steg lag, waren die öffentlichen Stege meist sehr voll und wuselig.
Um ehrlich zu sein, wurden wir mit dem Städtchen nicht so richtig warm. Wahrscheinlich hatten wir aber auch einfach genug von Mexiko, das uns auch nach 2 Monaten durchreisen nicht so sehr gefallen hatte, wie gedacht. Wir hatten bewusst die eher touristischen Orte wie Tulum und die Yucatán-Halbinsel ausgelassen und trotzdem nicht das Gefühl gehabt, das "echte" Mexiko erlebt zu haben. Bis auf ein paar kleine Ausnahmen kam uns alles sehr "amerikanisiert" vor. Auch die mexikanische Küche mag in Deutschland hin und wieder ein Erlebnis sein, aber jeden Tag Weizen- oder Maisfladen in unterschiedlicher Ausführung war schon lange kein Genuss mehr. Zudem waren wir auf unserer Reise noch nie so oft krank gewesen, sei es mit Erkältung oder mit Magenproblemen, die uns auch in Bacalar dazu zwangen eine Woche lang auf selbstgekochte Kartoffel-Karotten und Reis Schonkost umzusteigen. Wir nutzten die Zeit also einfach um uns so gut es ging, auszuruhen und die Weiterreise nach Belize zu planen, worauf wir uns schon sehr freuten.
Wir wurden davor gewarnt, nicht zu früh morgens aufzubrechen, weil die Straßenhunde so lange es dunkel ist, die Straße zu ihrem Revier machen. Daher entschieden wir uns, erst nach Sonnenaufgang gen Süden aufzubrechen und Mexiko endlich Adios sagen zu können.
Wie wir nach Belize kamen und was uns dort schon bei der Einreise erwartet hatte, erzählen wir euch aber im nächsten Beitrag.
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