Wir haben ihn gefunden, den Ort, an dem Elefanten so natürlich leben, wie möglich. Zwei Stunden Minivanfahrt und 10 min Bootsfahrt hinter Luang Prabang kamen wir im "Elephant Conservation Center" an. Schon beim Blick vom Boot aus war uns klar, dass die Elefanten es in dieser ruhigen Idylle bestimmt mögen.
Begrüßt wurde unsere kleine Reisetruppe von der Managerin und unserem Guide Mr. Sou, der uns für die kommenden drei Tage über das Gelände führen und uns allerhand über die Elefanten erzählen würde. Nach kurzem Ablegen unserer Sachen im Bungalow mit toller Aussicht auf den See haben wir uns wieder zusammen gefunden, um durch das Gelände zu wandern.
Uns wurde schnell klar, dass wir uns nun im Zuhause der Elefanten befinden. Die Trampelpfade gingen steil über Hügel und durch den Dschungel, während uns die Mittagshitze ganz schön zu schaffen machte. Jeder Schritt und jede Schweißperle haben sich gelohnt, als wir in der "Kinderstube" des Dschungels ankamen. Nach einem leckeren Essen in einer kleinen Hütte am Rande des Sees, kamen Mama- und der Babyelefant (4 Jahre) zum Baden vorbei und wir konnten den beiden beim Plantschen und Futtern zuschauen. Dabei war ein "Mahut", der Trainer der Elefanten, der sie mit saftigem Zuckerrohr – eine ihrer Lieblingsspeisen – versorgt hat.
Nachdem wir den beiden ein Weilchen zugeschaut haben, ging es zur allgemeinen Erheiterung mit dem Boot zurück an den Steg (und nicht zu Fuß über den Berg). Hier standen noch mehr Elefanten neben ihren Mahuts und waren am Futtern (was sie 17 Stunden täglich machen), bevor es zum Abendbad in den "Elefanten-Pool" ging. Den meisten der Elefanten war nicht nach baden zumute und so ging es schon etwas früher los in den Wald um den Schlafplatz für die Nacht zu suchen.
Wir begleiteten die Mahuts und Elefanten noch ein Stück in den Dschungel bevor sie sich verabschiedeten, um den Elefanten einen geeigneten Ort zu finden, an dem sie genug Nahrung für die Nacht finden.
Denn schlafen tun die Elefanten nur um die 4-5 Stunden pro Nacht. Über Nacht müssen die Elefanten angekettet werden, denn das komplett wilde Leben sind die Elefanten noch nicht gewohnt. Alle 29 Elefanten, die im Center leben, waren vorher in Gefangenschaft und größtenteils "Arbeitstiere", mit denen Holz aus den Wäldern transportiert wurde, oder auf denen Touristengruppen geritten sind. Das Center bringt die einzelnen Elefanten immer wieder in unterschiedlichen Gruppen zusammen, um zu schauen welche Elefanten sich mögen und wo eine starke Gruppe entsteht.
Eine solche erste Gruppe mit fünf Elefanten ist aktuell mit GPS Empfänger ausgestattet in einen Nationalpark ausgewildert worden. Wir hoffen, dass sich diese erste Gruppe erfolgreich in der Wildnis zurecht findet und das Center damit den nötigen Beweis für die Behörden hat, um in Zukunft weitere Gruppen freizulassen. Aber zurück zu den Fußketten, denn auch wenn das erstmal unseren ersten Eindruck etwas getrübt hat, wurde uns versichert, dass die Kette mit 50m Länge reicht, damit die Elefanten in aller Ruhe das Umland abgrasen können. Und während die Mahuts mit den Elefanten im Dschungel verschwunden sind, haben wir uns auf den Rückweg gemacht, den Sonnenuntergang genossen und zum leckeren Abendessen gemeinsam an einen großen Tisch gesetzt.
Danach hatten wir die Chance mit der Biologin vor Ort zu sprechen, die uns die Situation der Elefanten in Laos und den Nachbarländern näher erklärt hat. Sowohl das unkontrollierte Abholzen von Hartholz wie Teak als auch das Halten von Arbeitselefanten ist in Laos mittlerweile verboten. Allerdings führt das dazu, dass die Mahuts arbeitslos sind und die Elefanten nutzlos. Mit dem Center soll für beide ein neuer Raum entstehen, wo sie nach wie vor zusammenarbeiten können – nur auf ganz andere Weise. Spitze Haken, mit denen die Mahuts die Elefanten sonst zum Arbeiten zwingen, haben wir hier keine gesehen. Vielmehr hatten wir das Gefühl, dass die Mahuts sich um das Wohlergehen der Elefanten sorgen und ihnen dabei helfen, in der ungewohnten Umgebung zurecht zu kommen. Die Biologin erzählte uns auch, dass es nur noch um die 800 Elefanten in Laos gibt, von denen 400 in Gefangenschaft leben und dass die Zahl der wilden Elefanten jährlich drastisch sinkt, weil der Lebensraum verloren geht. Darum beherbergt das Elefantencenter auch Bullen, um für Nachwuchs zu sorgen. Das sei aber ein eher schwieriges Unterfangen, denn Elefanten, die in Gefangenschaft gelebt haben, sind etwas unerfahren und schüchtern und daher kostet es viel Geduld. Außerdem sind die Bullen schwer zu halten, denn während der „Musth“ (nach der Pupertät taucht eine hormonbedingte Verhaltensveränderung der Bullen auf) benehmen sie sich völlig anders, erkennen ihren Mahut und ihr Umfeld nicht mehr und sind oft sehr aggressiv. Das kann einige Tagen, Wochen oder sogar Monate anhalten.
Nach diesem tollen Gespräch, von dem wir noch endlos berichten könnten, haben wir uns nachdenklich in unsere Hütten zurückgezogen. Draußen hatte es schön abgekühlt und wir konnten nach längerer Zeit auch ohne Klimaanlage oder Ventilator super schlafen.
Nach dem Frühstück am folgenden Morgen, ging es auf eine erneute Wanderung, um die Elefanten aus ihrem Nachtquartier abzuholen und sie zum Badeplatz zu begleiten. Wir und vor allem der Mahut wurden schon sehnlichst erwartet :)
Nach dem morgendlichen Badespaß durften wir einen der Elefanten streicheln und nachdem wir so viel über diese Tiere erfahren und gelernt haben, war es ein ganz vorsichtiges Streicheln voller Bewunderung.
(Das Teleobjektiv durfte sich Tom von einem Fotografen ausleihen der hier mit uns unterwegs war.)
Anschließend konnten wir die Elefanten beim "Kennenlernen" beobachten. In einem eigens dafür abgetrennten Teil werden hier unterschiedliche Elefanten zusammen gebracht, um sich zu "Beschnuppern" und voneinander zu lernen. Wir hatten eine Gruppe bestehend aus zwei älteren Freundinnen und einen Babyelefanten mit seiner Tante auf dem Gelände. Aber die Tante hatte keine Lust auf Babysitten und die älteren Damen waren nicht auf der Suche nach einer neuen Freundin und haben sich lieber der gemeinsamen Futtersuche gewidmet. Trotzdem war es spannend die Tiere mal von oben und beim „Dreckbaden“ zu beobachten.
Zurück im Hauptquartier haben wir uns vom Rest der Gruppe verabschiedet, denn die meisten waren nur 2 Tage mit einer Übernachtung da. Wir beide und Scott, ein Australier, blieben zurück und hatten ein paar Stunden „frei“. Wir sind sofort and den See gestürmt und haben uns abgekühlt und die schöne Landschaft genossen.
Im Anschluss haben wir erneut ein paar der Elefanten beim Futtern und Baden zugeschaut, worauf sie heute auch richtig Lust hatten.
Nachdem auch wir Abendessen waren, wollten wir noch aufbrechen, um ein bisschen Kajak zu fahren. Nachdem wir alle 3 auf den Kayaks Platz genommen hatten, zog urplötzlich aus dem Nichts ein Sturm und Gewitter auf und wir haben nach 3 Padelschlägen wieder kehrt gemacht und es auf den kommenden Morgen verschoben.
In den frühen Morgenstunden auf dem stillen See zu paddeln war unglaublich toll und wir waren bereits wehmütig, dass wir den Ort am Nachmittag wieder verlassen werden müssen.
Doch das Beste kommt bekanntlich zum Schluss und so machten wir uns gemeinsam mit Mr. Sou und Scott auf in die eigene Bananenplantage wo für jeden von uns ein Bananenbaum gefällt wurde. Dieser wurde einmal über den Berg zum „Elefantenspielplatz“ getragen und gemeinsam mit Zuckerrohr klein gehackt und dann überall dort versteckt, wo es den schlauen Elefanten mit Sicherheit Spaß macht, danach zu suchen. Ein bisschen kniffelig durfte es auch sein.
Und dann kamen sie, eine ältere Dame mit 56, eine mittleren Alters mit 38 und ein junger Bulle mit 19 Jahren. Und wir konnten uns kaum halten vor Staunen und Lachen. Es war einfach großartig zuzuschauen, wie sie mit roher Gewalt (Bulle) oder auch cleveren Tricks (die Damen) an das Futter kamen. Und während all der Futtersuche wurden wir auch noch Zeuge einer kleinen schüchternen Romanze.
3 Wundervolle Tage, die wir mit Sicherheit nie vergessen werden. Und wir können diesen Ort jedem, der nach Laos kommt, nur ans Herz legen. Ein nachhaltiges Paradies für Mensch und Elefant, fernab von Lärm, Plastikflaschen und Plastikstrohhalmen.
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