Auch wenn der Himmel bewölkt war, hatten wir hin und wieder eine schöne Sicht auf die vielen Inseln und Korallenriffe, über die wir hinweg flogen. Und beim Landeanflug auf Lifou war eines sofort klar: diese Insel ist unglaublich grün. Als wir gelandet waren, mussten wir auf eine Art und Weise reisen, wie wir es bisher noch nicht probiert haben: per Anhalter.
Aus dem Staunen kamen wir auch nicht mehr raus, denn die Unterkunft „La petite baie“ lag an einem traumhaften kleinen privaten Strand und Annette und ihr Mann waren uns auf Anhieb sympathisch, was nicht nur daran lag, dass sie uns was zu essen kochte, weil es spät war, es keinen Laden in der Nähe gab und wir völlig ohne Essen da standen. Ups.
Nach etwas Fisch, der Sabrina erstaunlicherweise wieder schmeckte, spazierten wir noch ein bisschen am Wasser und verzogen uns für die erste Nacht in unser Zimmer. Ja, so konnte man die nächsten 5 Tage hier verbringen, das war ein Traum.
Am kommenden Morgen aßen wir mit den anderen Gästen noch Frühstück bei Annette und machten uns danach auf nach Wé, der Stadt durch die wir bereits am Vortag durchgefahren waren, um für die Tage einzukaufen. Natürlich erneut per Anhalter.
Die Straße war nicht wirklich viel befahren und wir waren bestimmt eine halbe Stunde zu Fuß in der prallen Sonne unterwegs, bis jemand anhielt. Er stellte sich als Stephane vor, war Lehrer auf der Insel und unterwegs nach Hause in Wé. Perfekt. Wir unterhielten uns über den Respekt von Schülern, sein Studium in Frankreich und unsere Reise und kamen eine halbe Stunde später in Wé an. Wir besuchten zuerst doch noch zwei lokale Autovermietungen, um die Preise erneut zu checken und mussten feststellen, dass es auf der ganzen Insel kein einziges Auto mehr zu mieten gab, alles weg. Nun gut, dann eben einkaufen und zurück. Das klappte prima. Ein älterer Herr nahm uns bis zum Hafen in Wé mit, dass wir gleich auf der richtigen Straße standen und 10 Minuten später hielt ein Auto, das uns irgendwie vertraut vorkam. Siehe da, es war Stephane, der nach dem Mittagessen mit seiner Frau und seinem 1 Monate alten Sohn wieder auf dem Weg zum Mittagsunterricht war. Hatten wir ein Glück, vollbeladen kamen wir wieder bei Annette an und machten uns erstmal Pfannkuchen mit einem Kilo Mehl. Hihi. Das reichte auf jeden Fall für ein Abendessen, ein Mittagessen und den kommenden Abend gemeinsam mit Gemüse auch noch für eine „Flädlesuppe“ (die nicht Süddeutschen unter euch, müssen das jetzt einfach googeln ;)
Wir verbrachten unsere Zeit mit Lesen auf dem Balkon, als Annette vorbei kam um uns mitzuteilen, dass sie uns gerne zum Kaffee einladen würden. Auf Stühlen im Garten unter Palmen saßen wir gemeinsam mit dem älteren Pärchen und Christine, ihrer Angestellten, tranken Kaffee, aßen Kekse, übten uns in Französisch und Zeichensprache und schafften es uns zu unterhalten. Es war einfach herrlich und da es noch nicht genug war, beschloss der Mann von Anette kurzerhand, uns auf einen Ausflug mit dem „Pirogue“ einzuladen, dem traditionellen Ruderboot. Wir konnten kaum erwarten, dass es am kommenden Morgen losgehen sollte. Leider war unsere zweite Nacht nicht so toll wie die erste, denn über uns waren zwei Trampeltiere eingezogen. Wir fragten uns, wie man in einem so kleinen Raum so viel laufen kann, machten das Hörbuch lauter und schliefen schließchlich irgendwann ein. Um 5.30 Uhr war die Nacht auch schon wieder vorbei, denn die Trampeltiere waren schon wieder in voller Aktion. Wenig später ertönte ein „Bonjour mon amour“ über uns in einer Lautstärke, als ob der Herr neben uns sitzen würde. Als wir nicht nur ihn, sondern auch noch das Gegenüber am Telefon sprechen hören konnten, war es dann zu viel. Wir klopften oben an die Tür und versuchten mit ein paar Worten Französisch klar zu machen, dass sie ganz schön laut sind und wir nun wach. Das schien irgendwie nur teilweise angekommen zu sein, denn leider wurde es nicht leiser und wir gaben irgendwann auf. Auf dem Weg in die Küche, um was zu frühstücken, trafen wir auf Annette. Das französische Paar über uns hatte ihr wohl gesagt, dass sie sich bei uns entschuldigen möchten und Annette tat es ebenfalls furchtbar leid, dass wir eine nicht so tolle Nacht hatten. Sie meinte, sie hätten ihnen erklärt, dass es sehr hellhörig sei und hoffe, dass sie in der kommenden Nacht leiser seien.
Als wir mit dem Mann von Annette das Boot bestiegen, war die kurze Nacht bereits vergessen und die nächste sollte auch tatsächlich deutlich leiser sein. Das Wasser war kristallklar, spiegelglatt und türkisblau. Es war eine unglaubliche Tour in die nächste Bucht, wo wir Schildkröten sahen und ein Mantarochen vorbei schwamm. Alle viel zu schnell, um sie mit der Kamera einzufangen, aber eine unvergessliche Erinnerung in unseren Köpfen.
Eine Bucht weiter machten wir für ein paar Minuten am Strand halt, bevor wir näher ans Riff ruderten, um den Wellen beim Brechen zuzuschauen und bunte Korallen zu bestaunen. Den restlichen Tag verbrachten wir am Strand und spielten mit Luna, einem der drei Hunde der beiden.
Später entdeckten wir auch die 10 Hundewelpen, von denen das Pärchen erzählt hatte. Die waren so unglaublich putzig, dass sogar Tom meinte, wir müssten jetzt bald wieder zurück zu unserem Bungalow gehen, sonst müssen wir eins mitnehmen. Sabrina wär natürlich sofort dabei gewesen. Auf den Stufen gleich nebenan gab es auch noch Katzenbabies, die faul auf der Treppe rum lagen und sich vom herum Tapsen der Welpen nicht beeindrucken ließen.
Auf dem Grundstück der beiden befinden sich neben allerhand süßer Tiere auch zwei traditionelle Häuser mit Totems. Eines davon zur Übernachtung von Gruppen oder Familien in der luxuriöseren Variante mit Betten und das andere ganz traditionell mit Bodenmatten und Feuerstelle.
An unserem vorletzten Tag, nahmen uns die beiden morgens mit in das Städtchen Wé, auf den Wochenmarkt. Es wurden Gemüse und Obst verkauft, zwischendrin gab es Stände mit Crêpes, von denen wir jeder einen mit Banane kosteten. Das beste am Markt war aber, das die Verkäufer alle miteinander Bingo spielten. Jeder hatte einen Pappstreifen mit Zahlen vor sich auf dem Tisch liegen und über einen Lautsprecher wurden Zahlen durchgesagt, die von freudigen Rufen unterbrochen wurden. Jeder kannte jeden und Annette und ihr Mann verbrachten nur einen Bruchteil der Zeit mit dem Einkauf und die restliche damit, sich zu unterhalten und gemeinsam zu lachen. Es war so toll dieses Miteinander zu beobachten und sehr ansteckend. Spätestens jetzt hatten wir uns an das langsame, einfache und vergnügliche Inselleben angepasst.
Während Annette noch ein paar weitere Besorgungen machen musste, lud uns ihr Mann in einem süßen kleinen Imbiss auf einen Kaffee und Schokoladen-Eclair ein. Wir haben alles versucht, aber er tat unsere Bitte ihn einladen zu dürfen einfach mit einem herzlichen Lächeln ab. Die beiden waren so herzliche, offene und liebe Menschen und wir unheimlich froh, sie kennen lernen zu dürfen. Das mindeste, das wir tun konnten, waren heimlich ein paar Kekse für die beiden zu holen, die sie sich gemeinsam zu ihrem morgendlichen Kaffee im Garten schmecken lassen konnten.
Ihr hört es wahrscheinlich schon raus… der Abschied am kommenden Tag fiel uns alles andere als leicht. Wäre die Unterkunft nicht ausgebucht gewesen, wären wir wahrscheinlich einfach geblieben und es hätte uns absolut nichts ausgemacht, dass wir all die anderen Strände auf der Insel nicht gesehen hätten. Aber so war es nun mal und Annette hatte für uns telefonisch im Norden der Insel die Unterkunft für unsere letzten zwei Nächte gebucht, da es mit dem Internet auf der Insel nicht so gut bestellt ist und sich unser Französisch zwar verbessert hat aber immer noch sehr in Grenzen hielt. Da standen wir also mit Annette in ihrem kleinen Büro, bekamen die Rechnung und stellten fest, dass sie uns einfach eine Nacht geschenkt hat und zudem keinen Cent für die Benutzung der Küche für die ganze Woche berechnet hat. Uns fehlten die Worte und wir konnten ihr nur mit ein paar Keksen und einer festen Umarmung zeigen, wie toll wir sie finden. Aber auch Annette hatte ein Geschenk für uns parat: Vanille Schoten aus ihrem Garten – übrigens etwas, wofür die Insel weltweit bekannt ist – und zwei Blumen, die die Frauen hier aufgrund ihres leckeren Dufts sozusagen als Parfüm und Schmuck im Haar tragen. Als wir uns nochmal drückten, hatten Annette und Sabrina Tränen in den Augen, während die Männer es gespielt lässig zu nehmen versuchten.
Wir packten uns also die Rucksäcke auf den Rücken und machten uns auf den Weg an die Straße, setzten uns in den Schatten und warteten. Ein paar Minuten später kam ein Auto aus der Einfahrt von Annette, das wir beim Tschüss sagen herfahren sahen. Es hielt an, ein Herr stieg aus und kam auf uns zu. Er meinte dass er einen kleinen Inseltrip mache, uns mitnehmen würde, wenn wir nichts vorhätten und uns anschließend in unsere Unterkunft in den Norden bringen würde. Er war wohl 2005 für eine Woche bei Annette und ihrem Mann im Urlaub gewesen und wollte mal wieder vorbei schauen, da hätte sie ihm von uns erzählt und er dachte, es sei doch toll den Tag miteinander zu verbringen. Erneut absolute Sprachlosigkeit bei uns. Da waren wir noch keine 15 Minuten weg und Annette hatte uns nochmal geholfen. Unglaublich. Wir stiegen also bei Dominique ins Auto, einem Mathelehrer aus Noumea, der bei einem befreundeten Lehrer Urlaub machte. Da dieser den ganzen Tag damit beschäftigt war, Arbeiten zu korrigieren, hatte er ihn mit seinem Auto losgeschickt, um die Insel zu erkunden und gemeinsam machte es einfach mehr Spaß. Das fanden wir auch und so fuhren wir erstmal ein Stückchen in den Süden und besuchten den ersten Strand für den Tag in der Ortschaft Mu.
Danach ging es weiter in den Norden mit Halt am Luengoni Strand, wo wir überraschenderweise auf Annettes Mann trafen, der mit ein paar anderen mit dem Ruderboot beim Training war und von der Unterkunft hierher gepaddelt war.
Am Chateaubriand Strand von Wé machten wir Mittagspause und teilten uns Kekse und Schokolade von Dominique, denn wir waren leider zu spät dran und der Supermarkt am Samstag schon geschlossen. Wir schauten uns die Karte der Insel an und hatten ein paar Orte markiert, die uns Sylvain aus Dumbea verraten hatte. Am Kiki Strand war Domique, der alle 5 Jahre mal nach Lifou kommt, auch noch nicht gewesen und so stürzten wir uns ins Abenteuer, wanderten eine halbe Stunde durch den Dschungel und wurden belohnt. Ist das nicht ein Traum?
Nach einem kurzen Abstecher durch Easo, brachte uns Dominique zu unserer Unterkunft, am „Falaise Jokin“, also den Klippen von Jokin. Wir verabschiedeten uns von Dominique und falls er diesen Blogbeitrag lesen sollte, möchten wir uns nochmal ganz feste für diesen tollen gemeinsamen Tag bedanken!
Wir genoßen einen unglaublichen Sonnenuntergang, aßen sehr leckeren Tunfisch, unterhielten uns noch mit ein paar anderen Gästen und schliefen sehr früh ein. Am kommenden Tag schnorchelten wir in der Lagune gleich nebenan, genossen die Sonne und einen weiteren Sonnenuntergang und konnten kaum glauben, dass unsere Woche auf Lifou schon vorbei war. Aber uns standen noch zwei weitere Inseln bevor und die nächste war Ouva, „dem Paradies am nächsten“, wie eine japanische Schriftstellerin sie beschrieb. Im Grunde genommen besteht diese Insel aus einem einzigen Sandstrand. Wir wollten einen Roller mieten, haben aber von unseren Airbnb Host erfahren, dass es aktuell kein Benzin auf der Insel gibt… im kommenden Artikel wird es also spannend.
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